Mittwoch, 24. April 2024
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Rudolf Hundstorfer ist tot

Als Gewerkschafter und Sozialminister war er ein verlässlicher Partner der LGBT-Community

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Rudolf Hundstorfer ist tot. Der ehemalige ÖGB-Vorsitzende, Sozialminister und Bundespräsidentschaftskandidat ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Medienberichten zufolge war er im Urlaub auf der kroatischen Insel Brac und starb an den Folgen eines Herzinfarktes. Mit ihm geht ein großer Unterstützer der LGBT-Community innerhalb der Sozialdemokratie.

Als Gewerkschafter forderte er mehr Rechte für LGBT-Arbeitnehmer

So hat er sich als Gewerkschaftschef bereits 2007 gegen die Diskriminierung sexueller Minderheiten eingesetzt. „Das Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung am Arbeitsplatz auf Grund sexueller Orientierung. Trotzdem trauen sich viele lesbische oder schwule Menschen nicht, sich offen zur ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen und ihre Rechte einzufordern. Eigene Betriebsvereinbarungen wären ein klares Signal, dass Diskriminierung in einem Betrieb nichts zu suchen hat“, sagte Hundstorfer damals.

Entsprechende Betriebsvereinbarungen würden „den Arbeitnehmern zeigen, dass Diskriminierung im Betrieb nicht geduldet wird und dass personelle Vielfalt in der Belegschaft als ein positiver Bestandteil der Unternehmenskultur gesehen wird“, betonte der damalige ÖGB-Vorsitzende im Jahr 2007.

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Im Sozialministerium waren ihm Gleichbehandlung und die Eingetragene Partnerschaft ein Anliegen

Auch als Sozialminister setzte sich Hundstorfer für die Gleichbehandlung von homosexuellen Partnerschaften im Arbeits- und Pensionsrecht ein. Im Jahr 2009 empfing er eine Delegation der HOSI Wien, die er in ihren Forderungen nach einer Eingetragenen Partnerschaft unterstützte. In Kraft trat diese schließlich am 1. Jänner 2010.

Eine Gesellschaft würde sich dadurch auszeichnen, dass sie solidarisch mit ihrer Vielfalt umgeht und gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dürfte man niemanden außen vor lassen und ausgrenzen, so Hundstorfer vor zehn Jahren.

Im Jahr 2011 besuchte er als Sozialminister den Regenbogenball, das LGBT-Highlight der Wiener Ballsaison, zwei Jahre später sprach er bei der Abschlusskundgebung der Regenbogenparade. Dort versprach er, dass er Fragen der Adoption und Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare vorantreiben wolle.

Rudolft Hundstorfer, ein Gewerkschafter mit Leib und Seele

Rudolf Hundstorfer wurde am 19. September 1951 in einfachen Verhältnissen in Wien geboren. Er lernte nach seinem Hauptschulabschluss beim Magistrat der Stadt Wien den Beruf des Bürokaufmannes. Seit den frühen 70er Jahren engagierte er sich in der Gewerkschaft.

Seine Karriere in der Gewerkschaft begleitete ihn auch sein ganzes Leben lang. So war Hundstorfer ab 2006 Jahre lang Präsident des ÖGB. „Seinem Engagement und seinen Entscheidungen ist es zu verdanken, dass der ÖGB eine Krise bewältigt hat und verlässlicher Partner für die ArbeitnehmerInnen geblieben ist“, erklärte der heutige ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.

Auch die Gewerkschaft younion meldete sich zu Wort, sie trauere um ihren langjährigen Vorsitzenden und sei in Gedanken bei seiner Familie.

In der Wiener SPÖ wurde Hundstorfer als gut vernetzter Pragmatiker geschätzt

Im Jahr 1990 ging er in den Wiener Gemeinderat. Über 17 Jahre lang war er Abgeordneter des Wiener Gemeinderats, zwölf Jahre davon sein Vorsitzender. Von 2008 bis 2016 war er schließlich Sozialminister in der Regierung Faymann, seine Ressortführung zeichnete sich in erster Linie durch Pragmatismus aus.

Trotzdem schaffte es Hundstorfer, die Finanzierung der Pflege vorübergehend zu sichern, außerdem war er für eine Pensionsreform verantwortlich.

Als SPÖ-Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten scheiterte Hundstorfer

Hundstorfer trat bei der Bundespräsidentenwahl 2016 als Kandidat der SPÖ an, erreichte bei der ersten Wahl allerdings nur Platz 4 und kam nicht in die Stichwahl. Am 16. Mai 2018 wurde Hundstorfer Vorsitzender der Wiener Wohlfahrtshilfe, einer Teilorganisation der Volkshilfe.

Rudolf Hundstorfer hinterlässt eine Ehefrau, eine Tochter und zwei Stiefkinder. Für seine Verdienste um die Republik Österreich wurde er von Bundespräsident Heinz Fischer mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande ausgezeichnet.

In einer ersten Stellungnahme bestätigte die Wiener SPÖ den Tod Hundstorfers. „Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und die SPÖ Wien Landesparteisekretärin Barbara Novak drückten gegenüber der Familie ihre tief empfundene Trauer aus“, heißt es dort. Mit ihm verliere die Sozialdemokratie eine Persönlichkeit, die sich durch ihre Fähigkeit zur Vermittlung über alle Parteigrenzen hinweg auszeichnete und immer ganz im Stil eines wahren Staatsmannes agierte.

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