Donnerstag, 28. März 2024
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Drei Tote bei Sauna-Brand: Heute beginnt der Prozess

Die Staatsanwaltschaft wirft Geschäftsführern und Betriebsleiter grobe Versäumnisse vor

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Vor dem Landgericht Berlin wird ab heute eine der größten Katastrophen verhandelt, die sich in den letzten Jahren in der Community der Hauptstadt abgespielt hat: Der Brand des Steam Works, vielen noch unter dem alten Namen Apollo-Sauna bekannt. Insgesamt müssen sich deshalb vier Männer verantworten.

Ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel führte zu der Katastrophe

Es war am 5. Februar 2017, als sich gegen 22.30 Uhr ein Brand in der Sauna in der Kurfürstenstraße ausbreitete. Schnell war die gesamte Sauna mit Rauch gefüllt, panisch versuchten die Gäste zu fliehen. Drei Menschen überlebten den Saunabrand nicht, ein Vierter erlitt schwerste Verletzungen. Etwa 30 Besucher konnten sich ins Freie retten.

Wie Ermittlungen später ergaben, hatte der 37 Jahre alte Tareq Al-T., ein Gast der Sauna, einen noch glosenden Zigarettenstummel in den Mülleimer einer Kabine geworfen. Dieser entzündete einen Müllbeutel und breitete sich schnell in der gesamten Sauna aus. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung vor dem Landgericht verantworten.

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Gefasst wurde er nach einer Öffentlichkeitsfahndung aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung. Die Polizei hatte zuvor Bilder aus der Überwachungskamera der Sauna veröffentlicht. Zum Zeitpunkt des Brandes soll Tareq Al-T. Freigänger gewesen sein.

Auch die Geschäftsführer und der Betriebsleiter der Sauna sitzen auf der Anklagebank

Doch auf der Anklagebank sitzen auch die Geschäftsführer und der Betriebsleiter der Sauna. Auch ihnen wirft die Staatsanwaltschaft fahrlässige Tötung und fahrlässige Brandstiftung vor – zum Teil durch Unterlassung. So sollen es Fabian W. und Marcel M. als Gesellschafter unterlassen haben, den Club so umzubauen, dass er den Brandschutzbestimmungen entspricht.

Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg teilte nach dem Brand mit, dass die Sauna ohne Genehmigung betrieben worden sei. Denn nach den Umbauten hätte die Bauaufsicht die Maßnahmen abnehmen müssen – das sei nicht erfolgt. Das Bezirksamt sprach deshalb eine Woche nach dem Brand eine Nutzungsuntersagung aus.

Rettungswege waren verbaut, Notausgänge nicht beleuchtet, die Entrauchungsanlage funktionierte nicht

Betriebsleiter Timo Z. wird von der Staatsanwaltschaft für den desolaten Zustand der Entrauchungsanlage und die zugestellten Rettungswege verantwortlich. So waren Notausgänge nicht beleuchtet, die Entrauchungsanlage konnte den giftigen Rauch nicht abtransportieren. Zeugenaussagen zufolge waren die Gäste bei der Flucht hilflos umhergeirrt und hätten sich die Wege aus dem Gebäude selbst suchen müssen.

Ein Feuerwehrsprecher sprach nach dem Einsatz von „katastrophalen und unverantwortlichen Zuständen“, wegen der verstellten und zugebauten Rettungswege konnten sie nicht so schnell wie nötig an den Brandherd. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb auch den Betriebsleiter wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung angeklagt.

Hätte der Tod von drei Menschen verhindert werden können?

Nun muss vor dem Landgericht geklärt werden, ob der Tod der drei Sauna-Gäste durch einen ordnungsgemäßen Zustand der Steam Works verhindert werden hätte können. Auch Überlebende des Brandes werden dazu als Zeugen aussagen. Vor allem wird die Hauptverhandlung von Gutachten und Untersuchungsberichten geprägt.

Es sind fünf Verhandlungstage angesetzt, ob sich auch die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern werden, ist noch unklar. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

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