Donnerstag, 28. März 2024
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Forscher beweisen: Es gibt kein „Schwulen-Gen“

Einzelne Sequenzen stehen zwar mit der sexuellen Orientierung in Zusammenhang - doch diese erklären Homosexualität nur zu einem geringen Prozentsatz

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Die sexuelle Orientierung wird nicht vom Erbgut beeinflusst. Zu diesem Schluss kommt eine Studie an fast einer halben Million Männern und Frauen, die nun im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde. Damit steht fest: Das oft kolportierte „Schwulen-Gen“ gibt es nicht.

Fünf Gensequenzen stehen mit der sexuellen Orientierung im Zusammenhang – aber zu maximal einem Prozent

Der italienische Molekularbiologe Andrea Ganna hat mit seinem Team bei 480.000 Menschen aus Großbritannien und den USA nach Zusammenhängen zwischen Genetik und Homosexualität gesucht. Dabei hat er im Erbgut der Probanden fünf Gensequenzen gefunden, die mit der sexuellen Orientierung in Zusammenhang stehen.

Manche der entdeckten Sequenzen stehen mit dem Geruchssinn oder Haarausfall in Verbindung, andere mit der Östrogen- oder Testosteronproduktion. Wie diese Sequenzen in das Sexualverhalten eingreifen, können die Forscher allerdings noch nicht sagen.

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Zwei dieser Sequenzen betreffen beide Geschlechter, die anderen kommen entweder nur bei Männern oder nur bei Frauen vor. Doch ihr Effekt sei winzig, so Ganna: Alle fünf zusammen erklären sie bloß zu einem Prozent, warum sich Männer oder Frauen vom eigenen Geschlecht angezogen fühlen. Anhand dieser Sequenzen lasse sich die sexuelle Orientierung also nicht ableiten.

Männliche und weibliche Homosexualität haben eine unterschiedliche genetische Basis

Über das gesamte Erbgut verteilt, können alle Gene zusammen der Studie zufolge maximal acht bis 25 Prozent der sexuellen Orientierung erklären. Woher der Rest kommt, der die sexuelle Orientierung bestimmt, bleibt unklar: Hormone oder Immunreaktionen im Mutterleib können dafür genauso verantwortlich sein wie die eigene Umgebung.

Trotzdem hat die Studie zu einigen interessanten Ergebnissen geführt – beispielsweise, dass „sich die genetische Basis für Homosexualität bei Männern und Frauen relativ stark unterscheidet“, so Ganna. Und es gebe in diesen Bereichen „auch keine Gensequenzen, die zwischen homo- und heterosexuellem Verhalten überleite“ – wie es allerdings bei allen Menschen vorkommt, die nicht ausschließlich homo- oder heterosexuell lieben.

Zwar ließen sich zwar Gensequenzen finden, die diese Formen der sexuellen Orientierung mit beeinflussen können – doch diese befinden sich woanders als jene, bei denen ein Zusammenhang mit Homosexualität gefunden wurde. Genetisch gesehen bleibt die sexuelle Orientierung also ein komplizierter Fleckerlteppich.

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