Freitag, 26. April 2024
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Slowenien: Hooligans zertrümmern queeren Club

Nicht der einzige Zwischenfall, dem die Community in den letzten Wochen ausgesetzt war

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In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana/Laibach haben Hooligans am Wochenende einen beliebten queeren Club gestürmt und verwüstet. Trotz dem raschen Eintreffen der Polizei konnten die Angreifer unerkannt entkommen.

Hooligans schlugen die Türe ein, schlugen Fenster ein und zertrümmerten die Einrichtung

Es war am Freitag gegen sechs Uhr früh, kurz nachdem der Klub Tiffany geschlossen hatte: Plötzlich drangen Hooligans in den Club im alternativen Kulturzentrumskomplex Metelkova Mesto ein, indem sie die Eingangstüre aufschlugen. Sie begannen, unter lauten homophoben Beschimpfungen das Mobiliar zu zertrümmern und die Fenster zu zerschlagen, wie der Klub auf seiner Facebook-Seite mitteilte.

Das Personal und die noch anwesenden Gäste verbarrikadierten sich im Innern des Lokals. Die Hooligans versuchten, zu ihnen vorzudringen und beschimpften sie dabei mit Sätzen wie „Wo seid ihr Pussys, kommt raus, ihr Schwuchteln“.

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Als die Polizei kam, flüchteten die Angreifer

Die herbeigerufene Polizei erschien bereits nach wenigen Minuten. Daraufhin ergriffen die Täter die Flucht. Der Schaden an der Einrichtung beträgt trotzdem mehrere Tausend Euro. Die Polizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen.

Körperlich wurde bei dem Zwischenfall niemand verletzt. Nach Angaben der Klub-Leitung seien aber einige der von den Hooligans bedrohten Gäste und Mitarbeiter verängstigt oder stehen unter Schock.

Premierminister verurteilt den Angriff – doch die Gewalt gegen LGBT nimmt in Slowenien zu

Der slowenische Premierminister Marjan Sarec hat den „feigen Angriff“ auf den Club verurteilt. Der Gleichstellungsbeauftrage der Regierung sprach von einem Angriff auf die gesamte LGBTI-Community. Das Tiffany will sich durch den Angriff nicht unterkriegen lassen: „Wir lassen uns von Gewalt und Hass nicht einschüchtern“, verlauten sie.

Gewalt gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten hat in den letzten Monaten in Slowenien merkbar zugenommen. Wie die slowenischen LGBT-Verbände ŠKUC Magnus und Škuc LL mitteilten, gab es innerhalb eines Monats zwei gewalttätige Angriffe auf LGBT-Personen. So hatte Anfang Oktober in Murska Sobota eine Gruppe einen Mann brutal verprügelt, der durch einen Park nach Hause ging. Sie brachen ihm mehrere Rippen und verletzten seine Niere schwer. 

Hassreden werden nicht verfolgt, Hassverbrechen nicht schärfer bestraft

Die Verbände führten den Anstieg an homo- und transphoben Verbrechen in unserem südlichen Nachbarland auch darauf zurück, dass es in Slowenien keine Gesetze gegen Hassverbrechen gibt und Hetze gegen geschlechtliche und sexuelle Minderheiten oft nicht verfolgt werde.

Slowenien gilt als einer der Vorreiter, wenn es um LGBT-Rechte im ehemaligen Jugoslawien geht: Seit 2006 gibt es eine Eingetragene Partnerschaft, das Land öffnete sogar die Ehe im März 2015, musste diese Änderung aber nach einem Referendum im Dezember 2015 wieder zurücknehmen.

Daraufhin hat Slowenien im Jahr 2017 die Eingetragene Partnerschaft aufgewertet, Seitdem haben schwule und lesbische Paare alle Rechte der Ehe mit Ausnahme der Fremdkind-Adoption und der künstlichen Befruchtung.

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