Dienstag, 16. April 2024
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München: Trans-Frau muss ins Männergefängnis

"Weil sie im Stehen pinkeln kann" - und dort sitzt sie aus Sicherheitsgründen in Einzelhaft

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In München sitzt eine Trans-Frau seit einem halben Jahr in einem Männergefängnis in Einzelhaft. Für die Grüne Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer, die sich vor knapp einem Jahr selbst als Transperson geoutet hatte, ist das eine „nicht hinnehmbare Diskriminierung“.

Erst mit der letzten Operation kommen Trans-Personen ins „richtige“ Gefängnis – egal, was im Ausweis steht

Seit einem halben Jahr sitzt Diana O. Iim Gefängnis. Im Auto der 45-Jährigen hat die Polizei fünf Gramm eines weißen Pulvers gefunden, vermutlich Kokain. Und obwohl sie amtlich offiziell als Frau anerkannt ist, verbrachte sie diese Zeit in einer Einzelzelle in der Männerabteilung der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim – um sie vor Übergriffen durch andere Gefangene zu schützen.

Transpersonen sollten „in den Umständen angepasster, geeigneter und geschützter Umgebung untergebracht werden“, betont man beim bayerischen Justizministerium auf eine Anfrage der Münchner Boulevardzeitung tz.

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„Transsexuelle Gefangene wurden bislang regelmäßig ab dem Zeitpunkt, zu dem sie sich einem ihre äußeren Geschlechtsmerkmale verändernden operativen Eingriff unterzogen hatten, durch den eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des anderen Geschlechts erreicht worden ist, in einer Abteilung für Gefangene dieses anderen Geschlechts untergebracht werden“, so das Ministerium.

Oder – wie es die Bild-Zeitung polemisch schreibt: Die 45-Jährige müsste ins Männergefängnis, „weil sie im Stehen pinkeln kann“.

Für die Trans-Abgeordnete Tessa Ganserer ist der Fall eine „nicht hinnehmbare Diskriminierung“

Tom Heindl, der Anwalt von Diana O., deren Prozess diese Woche am Amtsgericht München begonnen hst, ist empört: „Wo ist denn die große Toleranz gegenüber Transmenschen, die in Deutschland ständig gepredigt wird?“, ärgert er sich gegenüber der tz.

Und auch die Trans-Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer von den Grünen kann die bayerischen Behörden in diesem Fall nicht verstehen. „Das ist eine nicht hinnehmbare Diskriminierung“, erklärte sie: „Ich werde den Justizminister damit persönlich konfrontieren und auf eine sofortige Verlegung drängen.“

Der Anwalt fordert den Freispruch seiner Mandantin

Wie es mit Diana O. jetzt weitergeht, ist unklar. Ihr Anwalt kämpft für einen Freispruch seiner Mandantin. Der Polizei wirft er eine „rechtswidrige Verhaftung“ vor. Auch habe es bei der 45-Jährigen eine Hausdurchsuchung ohne richterlichen Beschluss gegeben. Dabei fanden die Beamten etwa 31.000 Euro – Drogengeld, wie sie vermuteten.

Das verneint der Anwalt: Das Geld habe sich Diana O. angespart, um sich auch die letzten geschlechtsanpassenden Operationen leisten zu können – mit denen sie jetzt in einem Frauengefängnis gelandet wäre.

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