Samstag, 20. April 2024
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Zwei Väter, keine Spielgruppe: Jetzt spricht die Leiterin

Nicht die schwulen Väter, sondern Sprachprobleme seien der Grund für die Ablehnung gewesen

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Weil sie zwei Väter hätten, sei ein Zwillingspaar von der Leiterin einer Spielgruppe in Lenzburg im Schweizer Kanton Aargau abgelehnt worden – dieser Fall machte letzte Woche auch über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen. Nun meldet sich erstmals die Spielgruppenleiterin selbst zu Wort – und bestreitet homophobe Absichten.

Die Väter wollten ihre Zwillinge in eine Spielgruppe geben – doch die Leiterin weigerte sich

Letzte Woche wurde die Geschichte von Rafael und Raul öffentlich. Die beiden dreieinhalbjährigen Zwillinge leben mit ihren beiden Vätern Roshan und Michael in Lenzburg. Da beide Männer auswärts arbeiten, kümmert sich untertags ein Kindermädchen um die Buben. Die Kinder sollten halbtags in eine Spielgruppe gehen. Doch den Kindern wurde die Aufnahme verweigert.

Was folgte, war eine Welle der Empörung, auch über die Grenzen der beschaulichen Stadt Lenzburg hinaus. Die Jusos initiierten sogar eine Demonstration für die Regenbogenfamilie in der Lenzburger Altstadt. Keine weitere Stellungnahme gab es hingegen von der Spielgruppenleiterin.

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„Alles basiert auf einem Missverständnis“, sagt die Leiterin – und erklärt die Hintergründe

Nun nimmt sie gegenüber der Aargauer Zeitung erstmals ausführlich Stellung zu den Vorwürfen. „Alles basiert auf einem Missverständnis“, erklärt sie. Die Frau, die weiterhin anonym bleiben möchte, habe Ende August von einem der Väter eine Mail bekommen, in der er einen Platz für seine Zwillinge suchte.

Obwohl die Gruppe schon voll gewesen sei, habe sie am Nachmittag mit dem Vater telefoniert. Dabei ging es um die Möglichkeit, die Kinder zumindest einen halben Tag pro Woche in die Gruppe zu geben. Erst im Laufe des Gesprächs habe sie begriffen, dass die Zwillinge in einer Regenbogenfamilie mit zwei Vätern lebten.

„Den Satz, mit dem ich immer wieder zitiert werde – dass solche Kinder weder normal noch natürlich seien – habe ich nicht so gemeint“, betont die Spielgruppenleiterin: „Ich habe nachgefragt, ob die Kinder eine Mutter haben, worauf der Vater verneinte und mich fragte, ob das ein Problem sei.“

Nicht die schwulen Väter, sondern die fehlenden Deutschkenntnisse seien das Problem gewesen

Sie sei unsicher gewesen, wie sie mit Kindern homosexueller Eltern im Spielgruppenalltag umgehen solle, sagt sie der Aargauer Zeitung. Deshalb wollte sie das mit den Vätern der Zwillinge besprechen. Erst danach habe der Vater erwähnt, dass die Kinder nur Englisch sprächen – und das war für die Spielgruppenleiterin das echte Problem.

Denn fremdsprachige Kinder benötigten besondere Aufmerksamkeit, erklärt die Leiterin. „Das ist in einer ohnehin schon vollen Gruppe nicht möglich. Kommt hinzu, dass ich selber nur ein paar Brocken Englisch spreche. Weil ich die Ressourcen nicht hatte, habe ich schließlich abgesagt – und nicht, weil die Buben zwei Väter haben. Die Väter haben es aber wohl so aufgenommen, dass ich gegen homosexuelle Eltern bin“, erklärt die Spielgruppenleiterin.

„Hätten die beiden Väter bereits im Frühling für einen Platz im Herbst angefragt, hätte ich ganz klar zugesagt“, ergänzt sie. Das Kind einer deutschsprachigen Regenbogenfamilie würde sie „auf jeden Fall“ aufnehmen. Als homophob will sie nicht gelten – dieses Image, das sie zu Unrecht erhalten habe, möchte sie nun wieder geraderücken.

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