Donnerstag, 25. April 2024
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Berliner Polizei zählt mehr Angriffe auf LGBT-Personen

Am meisten Übergriffe gibt es dort, wo die Community besonders sichtbar ist

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In Berlin gibt es dieses Jahr deutlich mehr Angriffe auf sexuelle und geschlechtliche Minderheiten als im Jahr zuvor. Das hat Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag bekanntgegeben. Verurteilt werden aber nach wie vor nur wenige der Täter.

Dieses Jahr waren es 261 Übergriffe in den ersten neun Monaten, letztes Jahr nur 184

Bis Ende September waren es 261 Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe auf Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Personen, die der Berliner Polizei gemeldet worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 184 Übergriffe gewesen – wobei diese Zahl anfangs noch niedriger lag und mehrfach aktualisiert wurde. Als die Polizei letztes Jahr die vorläufige Statistik vorstellte, hatte sie von nur 105 Fällen berichtet.

Das entspricht einem Anstieg von 42 Prozent. Die Tatorte lagen meist in den Stadtteilen Mitte, Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln – also dort, wo die Community besonders sichtbar ist. Die große Mehrheit der Opfer bilden nach anderen Statistiken schwule Männer, es folgen Transsexuelle und seltener lesbische Frauen. Die Aufklärungsquote der angezeigten Taten liegt derzeit bei 38 Prozent, neun Prozentpunkte weniger als im selben Zeitraum des Vorjahrs.

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Polarisierung der Gesellschaft führt zu mehr Übergriffen, gestiegene Sensibilität zu mehr Anzeigen

Allerdings dürfte die Dunkelziffer – also die Zahl jener Taten, die nicht angezeigt werden – deutlich größer sein. Für den deutlichen Anstieg in diesem Jahr, den Slowik „mit Erschütterung“ festgestellt habe, nannte sie mehrere Gründe.

So gebe es eine „zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft“, was zu einem „Anstieg der Hasskriminalität“ in vielen Bereichen führen würde. Außerdem würden mehr Opfer von LGBT-feindlichen Übergriffen als früher zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Auch sei die Berliner Polizei mittlerweile offener und sensibler bei dem Thema und würde die Gründe für manche Taten eher erkennen und statistisch entsprechend erfassen.

Die meisten Täter kommen ungestraft davon: Nur vier Haftstrafen bei 289 Anzeigen

Weiterhin dürftig ist hingegen die Strafverfolgung und Verurteilung der Täter. So seien 289 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft in Berlin eingegangen, erklärt Generalstaatsanwältin Margarete Koppers. Doch Verurteilungen gab es nur selten.

Denn nur in 60 Prozent der Fälle konnten die Verdächtigen identifiziert werden. Und davon seien viele Verfahren eingestellt worden, weil die Beweise nicht ausgereicht hätten, so Koppers. So gab es nur in 51 Fällen eine Anklage oder einen Antrag auf Strafbefehl.

Die meisten Verurteilten sind dabei mit einer Geldstrafe davongekommen. In vier Fällen gab es laut Koppers eine Gefängnisstrafe oder Jugendstrafe für Raubüberfälle oder Körperverletzungen.

Die Zahlen gab Slowik am Montag bei der Verleihung des Respektpreises für Verdienste um die Anerkennung der schwul-lesbischen Szene bekannt. Dieser Preis geht dieses Jahr an den Türkischen Bund Berlin-Brandenburg.

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