Donnerstag, 28. März 2024
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Kein schwuler Jesus in Brasilien: Richter verbietet Netflix-Satire

Rechte und Konservative hetzten gegen die Parodie

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Der US-Streaminganbieter Netflix muss in Brasilien eine umstrittene Jesus-Parodie aus dem Programm nehmen, die den Gottessohn unter anderem als schwul darstellt. Das hat Richter Benedicto Abicair in Rio de Janeiro gestern geurteilt.

Katholiken und Evangelikane liefen gegen die Jesus-Satire Sturm

Somit darf „A Primeira Tentação de Cristo“ (Die erste Versuchung Christi), das Weihnachtsspecial der Satiregruppe Porta dos Fundos (Hintertür), in dem südamerikanischen Land nicht mehr gezeigt werden. Das Gericht gab damit dem Antrag der katholischen Vereinigung Centro Dom Bosco auf eine einstweilige Verfügung statt.

Kritik an der Gerichtsentscheidung kommt von der brasilianischen Anwaltskammer. „Die brasilianische Verfassung garantiert die freie künstlerische Entfaltung“, betonte deren Vorsitzender Felipe Santa Cruz gegenüber dem Nachrichtenportal G1: „Jede Art der Zensur bedeutet einen Rückschritt und kann von der Gesellschaft nicht hingenommen werden.“

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„Die Gemüter beruhigen“ war dem Richter wichtiger als die brasilianische Verfassung

Mit seiner Entscheidung wolle er bei Katholiken und in der Gesellschaft „die Gemüter beruhigen“, erklärte der Richter. Die einstweilige Verfügung kann später von höheren Instanzen wieder kassiert werden.

Seit dem Amtsantritt des rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro haben radikalchristliche Gruppierungen in Brasilien an Macht gewonnen. So kritisierten Geistliche und Politiker den Film als Angriff auf den christlichen Glauben. 1,3 Millionen Brasilianer unterzeichneten eine Petition gegen den Film, der seit Anfang Dezember bei Netflix zu sehen war.

Konservative haben mit einer Hetzkampagne Stimmung gegen die Satire gemacht

Auch Eduardo Bolsonaro, der Sohn des Präsidenten, hatte in Sozialen Netzwerken gegen den Film Stimmung gemacht. „Wir sind für freie Meinungsäußerung, aber ist es wert, den Glauben von 86 Prozent der Bevölkerung anzugreifen?“, fragte er auf Twitter.

Am 24. Dezember eskalierte die Stimmung schließlich: Auf die Büroräume der Satiregruppe wurde ein Brandanschlag verübt. Der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma konnte Schlimmeres verhindern. Der Verdächtige, ein Brasilianer, konnte allerdings noch nicht zur Verantwortung gezogen werden: Er war nach Russland geflohen, die brasilianischen Behörden haben bereits einen Auslieferungsantrag gestellt.

Im deutschen Sprachraum kann „A Primeira Tentação de Cristo“ auf Netflix noch gesehen werden. Der Streamingdienst bietet die 46-minütige Komödie im Original mit deutschen Untertiteln an.



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