Donnerstag, 18. April 2024
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Sechs Anklagen nach dem brutalen Tod eines LGBTI-Aktivisten in Athen

Unter den Angeklagten sind vier Polizisten, die prügelten anstatt zu helfen

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Im September 2018 hat der gewaltsame Tod des griechischen LGBT-Aktivisten Zak Kostopoulos nicht nur die Community von Athen erschüttert. Vier Politisten, die den schwer verletzten 33-Jährigen weiter verprügelten, anstatt ihm zu helfen, müssen sich nun wegen tödlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten.

Damit folgt das Gericht der Empfehlung des Staatsanwalts. Dieser wollte die vier Polizisten und zwei Geschäftsmänner anklagen. Abgelehnt hat das Gericht griechischen Medienberichten zufolge aber den Antrag von Zaks Familie, die Männer wegen vorsätzlichen Mordes anzuklagen.

Die Meute trat Kostopoulos, bis er sich nicht mehr rührte

Der tragische Vorfall ereignete sich am 21. September 2018: Auf einem Überwachungsvideo war zu sehen, wie Kostopoulos verzweifelt versucht aus einem Juweliergeschäft im Zentrum Athens flüchten wollte. Mit einem Feuerlöscher versuchte er, das Glas der Eingangstür zu zerbrechen. Auf allen vieren kroch er durch eine zerbrochene Scheibe des Geschäfts.

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Als er schließlich auf der Straße war, umringten ihn einige Männer. Sie begannen, den 33-Jährigen zu treten. Als mit einiger Verspätung acht Polizisten kamen, brachten sie den schwer verletzten Mann nicht in Sicherheit, sondern prügelten ihn und legten ihm Handschellen an.

Zunächst hieß es, der LGBT-Aktivist sei ein Drogensüchtiger Räuber gewesen

Zak Kostopoulos starb, noch bevor er das Krankenhaus erreichte. Durch die Aufnahmen der Überwachungskameras konnten vier Polizisten identifiziert werden, die den LGBT-Aktivisten ebenfalls schlugen während er am Boden lag.

Für Kritik sorgte der Umgang der Polizei mit dem Fall: Sie gab zunächst bekannt, Kostopoulos sei ein Drogensüchtiger gewesen, der den Juwelier ausrauben wollte – was aber nicht stimmte: Der LGBT-Aktivist wollte sich bei dem Juwelier nur vor einem Mobber in Sicherheit bringen.

Die Autopsie brachte die Wahrheit ans Licht

Die Autopsie widerlegte die Version der Polizei schließlich: Es konnten im Körper des Mannes keine Drogen nachgewiesen werden, auch hatte er keine Waffe bei sich. Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt in Folge der harten Schläge festgestellt.

Das führte auch in der öffentlichen Diskussion zu einem Umdenken. Aufgrund der Umstände des Todes gab es zahlreiche Proteste – nicht nur in Athen, sondern auch vor den griechischen Vertretungen in Australien oder Italien.

Der Tod von Kostopoulos führte auch im Ausland zu Protesten

Insgesamt 142 Künstler und Organisatoren der Documenta 14, der wohl wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, forderten eine klare Stellungnahme und Aufklärung vom damaligen Premierminister Alexis Tsipras. Zusätzlich war die Athens Pride 2019 dem Aktivisten gewidmet.

Zak Kostopoulos, der in den USA geboren wurde, aber in Griechenland aufgewachsen ist, war ein LGBT-Aktivist, der im Rahmen einer Aufklärungskampagne auch offen über seine HIV-Infektion sprach. „Man bringt so jemanden nicht um“, sagte Stavros Tsioros, ein Freund des Toten. Er nannte Kostopoulos einen „großen Kämpfer für die LGBT-Community“.

Das Begräbnis von Zak Kostopoulos in der Stadt Kirra, in der er auch aufgewachsen war, wurde zu einem Zeichen schwulen Gedenkens: In Erinnerung an seine Drag-Queen-Auftritte unter dem Namen „Zackie Oh“ bedeckten sie seinen Sarg mit Glitter, Perücken und kleinen Regenbogenflaggen.

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