Dienstag, 16. April 2024
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So kann der Coronavirus mit HIV-Medikamenten bekämpft werden

Im Kampf gegen SARS-CoV-2 könnten zwei Proteasehemmer aus der HIV-Therapie eine wichtige Rolle spielen

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Das Coronavirus hält auch Österreich in Atem: Derzeit gibt es zwei bestätigte Fälle in Tirol, zahlreiche weitere Verdachtsfälle verunsichern das ganze Land. Zur Behandlung des Virus gehen Thailand und China nun außergewöhnliche Wege. Sie versuchen, den unter dem Namen SARS-CoV-2 bekannten Virus mit HIV-Medikamenten unter Kontrolle zu bringen – und dabei sind sie recht erfolgreich.

Die HIV-Medikamente hindern den Coronavirus an seiner Vermehrung und zeigen erste Erfolge

So soll Anfang Februar bei einer Frau in Thailand das Coronavirus 48 Stunden, nachdem sie eine Kombination aus HIV- und Grippemedikamenten eingenommen hatte, vollständig aus dem Körper eliminiert worden sein. Der Hersteller AbbVie bestätigt, dass chinesische Behörden bei ihm große Mengen des HIV-Medikaments Kaletra bestellt hätten, das auch unter dem Markennamen Aluvia vertrieben wird.

Dieses Medikament, das für die HIV-Behandlung auch in der EU zugelassen ist, enthält die Wirkstoffe Lopinavir und Ritonavir, zwei Proteasehemmer. Sie verhindern auch bei RNA-Viren, zu denen unter anderem SARS-CoV-2, die Grippe oder die Tollwut zählen, dass sich der Vermehrungsprozess in Gang setzt.

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Schon während der SARS-Pandemie 2002 kamen die Wissenschafter auf die Idee, HIV-Medikamente gegen das Coronavirus einzusetzen

Auf die Idee, Proteasehemmer gegen RNA-Viren einzusetzen, kamen Forscher schon 2002, als die erste Version des SARS-Virus für eine Pandemie sorgte. Auch gegen MERS, einen anderen Coronavirus, waren die HIV-Medikamente wirksam. Nun griffen Thailand und China auf dieses Wissen zurück, um den jetzt auftretenden SARS-CoV-2 zu bekämpfen. Der Medikamentenmix, der der Frau aus Thailand geholfen hatte, soll nun im Labor weiter erforscht werden.

Wie das genau funktioniert, erläuterte Professor Dr. Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck jüngst gegenüber Zeit Online: „Um sich zu vermehren, bilden RNA-Viren – wie auch 2019-nCoV – zunächst sehr große Proteinmoleküle. Die müssen dann von bestimmten Enzymen in einzelne Komponenten zerschnitten werden, damit das Virus sich vermehren kann. Genau das will man verhindern. Das gelingt, indem man die Enzyme hemmt.“

Die Forschung an Coronaviren wurde zu lange vernachlässigt, kritisiert Hilgenfeld: „Damals galten Coronaviren noch als unwichtig für den Menschen. Man dachte, sie lösen allenfalls Erkältungen aus. Damals wurde mir von vielen sogar geraten, mit diesen ‚unwichtigen‘ Arbeiten aufzuhören.“

Die HIV-Medikamente können helfen, bis es ein eigenes Mittel gegen den Coronavirus gibt

Bis es ein Medikament oder einem Impfstoff gegen den neuen Virusstamm gibt, können aber trotzdem noch Jahre vergehen. Bis es soweit ist, empfiehlt Hilgenfeld unter andrem die beiden bereits zugelassenen HIV-Hemmer Lopinavir und Ritonavir zur Behandlung zu verwenden.

Die Pre-Expositionsprophylaxe (PrEP), die in der schwulen Community immer weiter verbreitet ist, schützt übrigens nicht vor einer Infektion mit dem Coronavirus. Die dort eingesetzten Wirkstoffe hemmen den HI-Virus erst später und sind deshalb beim Kampf gegen SARS-CoV-2 wirkungslos.

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