Die US-amerikanische Frauenrechtlerin Phyllis Lyon ist tot. Sie starb gestern im Alter von 95 Jahren in ihrem Haus in San Francisco, wie der kalifornische Senator Scott Wiener mitteilte. Lyon setzte sich seit den 1950er-Jahren für die Rechte sexueller Minderheiten ein.
Sie habe ihr Leben mit „Freude und Erstaunen“ gelebt, sagte die langjährige Freundin und frühere Geschäftsführerin des Nationalen Zentrums für die Rechte von Lesben, Kate Kendell.
Nach mehr als einem halben Jahrhundert zusammen heiratete sie 2004 ihre Partnerin Del Martin – als erstes lesbisches Paar der USA
Lyon und ihre langjährige Partnerin Del Martin waren im Jahr 2004 als erstes lesbisches Paar getraut worden. Durchgeführt hatte die Trauung der damalige Bürgermeister von San Francisco und jetzige Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom. „Phyllis, es war mir eine riesige Ehre, dich und Del zu trauen“, schrieb er auf Twitter: „Dein Mut hat die Geschichte verändert.“
Newsom hatte damals als frisch gebackener Bürgermeister die Ehe für schwule und lesbische Paare in San Francisco geöffnet. Tausende dieser Ehen wurden später durch den Obersten Gerichtshof von Kalifornien annulliert – doch Lyon und Martin zogen mit anderen Paaren gegen diese Entscheidung vor Gericht und gewannen.
Im Jahr 2008 hat der gesamte Bundesstaat Kalifornien schließlich die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, und das Paar, das zu diesem Zeitpunkt seit 55 Jahren liiert war, gab sich erneut das Ja-Wort. Martin starb wenige Wochen nach dieser zweiten Trauung im Alter von 87 Jahren.
Seit den 1950er-Jahren engagierten sich Lyon und Martin in der Lesbenbewegung
Kennengelernt hatten sich die beiden Frauen in Seattle, wo Lyon als Journalistin bei einem Magazin arbeitete. Im Jahr 1953 zogen sie nach San Francisco.
Zwei Jahre später wurden die beiden Frauen Mitbegründerinnen des Vereins Daughters of Bilitis, der ersten lesbischen Bürgerrechtsorganisation. Sie seien Aktivistinnen gewesen, bevor es eine Bewegung oder Community gab, würdigte Kendall Lyon und Martin.
„Bevor es Handys gab, hatten sie ihre Telefonnummer im Telefonbuch aufgelistet, für den Fall dass eine junge oder verängstigte LGBTQ-Person Hilfe oder Unterstützung braucht“, erinnerte sich Kendell. „Und sie nahmen Dutzende Anrufe über die Jahre entgegen.“
Lyon veröffentlichte außerdem ein monatliches Magazin für Lesben und im Jahr 1972 ein Buch mit dem Titel „Lesbian/Woman“. In den 1960er-Jahren engagierten sich Lyon und Martin außerdem in der Nationalen Organisation für Frauen (NOW).