Mittwoch, 24. April 2024
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Kulturausschuss: Grünes Licht für Homosexuellen-Mahnmal in Wien

Ende Juni soll das Siegerprojekt feststehen, dann soll's losgehen

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Nach jahrelangem Tauziehen ist Wien einem Denkmal für die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit einen Schritt näher gekommen: Gestern hat der Kulturausschuss des Gemeinderates die Förderung für das Denkmal beschlossen.

Noch dieses Jahr könnte das Denkmal im Resselpark stehen

Damit nähert sich ein engagiertes Projekt seiner Zielgeraden: Ende Juni wird eine Jury das Siegerprojekt küren. Eingeladen, einen Entwurf abzugeben, wurden acht nationale und internationale Künstler. Anschließend beginnt die Umsetzung des Denkmals im Resselpark im 4. Bezirk bei der Karlskriche.

Mit dem Denkmal schaffe Wien „einen zentralen und belebten Erinnerungsort, an dem das Gedenken an die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung einen würdigen Platz in unserer Gegenwart und unserem Alltag erhält“, erklärt Antidiskriminierungs-Stadtrat Jürgen Czernohorszky in diesem Zusammenhang.

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„Es ist höchst an der Zeit, diese Opfergruppe zeitgemäß mit einer Installation zu achten und zu würdigen. Die künstlerische Auseinandersetzung im öffentlichen Raum mit diesem wichtigen Thema ist mir ein großes Anliegen“, freut sich auch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler über das künftige Denkmal.

Homosexuellenmahnmal in Wien: Eine fast unendliche Geschichte

Dabei könnte in Wien bereits seit vielen Jahren ein Denkmal an die homosexuellen NS-Opfer erinnern: Im Jahr 2006 gab es schon einmal einen Wettbewerb für ein solches Merkmal, damals sollte es am Morzinplatz stehen, wo während des Nationalsozialismus das Gestapo-Hauptquartier mit seinen Kerkern war.

Gewonnen hatte diesen Wettbewerb der niederösterreichische Künstler Hans Kupelwieser. Sein Entwurf, ein 20 mal 20 Meter großes Becken mit pinkem Wasser und dem Schriftzug „Que(e)r“, erwies sich allerdings als technisch nicht umsetzbar. In den Jahren 2010 bis 2015 hat die Initiative „Kunst im Öffentlichen Raum“ (KÖR) deshalb jährliche temporäre Mahnmale installiert, die nicht immer leicht zu vermitteln waren.

Die temporären Kunstwerke waren nicht immer einfach zu vermitteln

So gab es zu Beginn das Kunstwerk „Mahnwache“ von Ines Doujak zu sehen: Drei Monate lang hielten Personen eine Mahnwache am Morzinplatz. Dabei trugen sie Tafeln mit Collagen, deren Basis Photos von kotzenden und schreienden Personen waren, die aus dem Ohr bluten.

Im Jahr 2015 später sorgte „raising the bar“ von Simone Zaugg für fragende Gesichter. Die Installation beim Marktamt am Naschmarkt war „ein labyrinthisches Geländersystem, das ansteigt bzw. abfällt, je nachdem von welcher Seite man es betrachtet“ und wurde größtenteils nicht als Kunstwerk wahrgenommen.

Vor einem Jahr wurde den Plänen neues Leben eingehaucht

Im Juni 2019 haben die SPÖ-Stadträte Kaup-Hasler und Czernohorszky das Thema wieder aufgegriffen. „Mit dem Resselpark wurde ein zentraler lebendiger Ort mitten in der Stadt für das künftige Denkmal der Opfer der Homosexuellen-Verfolgung im Nationalsozialismus gefunden“, so die Kulturstadträtin bei der Präsentation der Pläne.

Bis jetzt liegt das Projekt fast im Plan: Im November 2019 fand die konstituierende Sitzung der Jury statt. Diese setzt sich aus Künstlern, Landschaftsplanern, Vertretern der Communities sowie des Bezirks und der zuständigen Magistrate zusammen. Die Wahl des Siegerprojekts war für April geplant – und hat sich coronabedingt verschoben.

Der jetzige Wettbewerb für ein Denkmal wird von KÖR gemeinsam mit der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) ausgelobt. Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt. Als Gesamtbudget stehen für den Wettbewerb und die Realisierung des Siegerentwurfs € 300.000,-  zur Verfügung.

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