Freitag, 19. April 2024
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Auch Brasilien kippt Einschränkungen für homo- und bisexuelle Blutspender

Verbot widerspreche dem Gleichheitsgrundsatz, so die Mehrheit der Richter

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Nach Ungarn hat am Freitag auch Brasilien die allgemeinen Beschränkungen für schwule und bisexuelle Blutspender aufgehoben. In Österreich sind die Sonderregeln noch immer in Kraft – das Gesundheitsministerium möchte zuerst einen Arbeitskreis zu diesem Thema einrichten.

Blutspendeverbot für Schwule und Bisexuelle ist verfassungswidrig, sagt der Oberste Gerichtshof

Wie auch bei uns durften schwule und bisexuelle Männer auch in Brasilien kein Blut spenden, wenn sie in den vergangenen zwölf Monaten Sex mit einem Mann hatten. Diese Regelung hat der Oberste Gerichtshof des Landes nun als verfassungswidrig erklärt. Stattdessen zählt nun das individuelle Risikoverhalten.

In der Entscheidungsbegründung schrieb Richter Edson Fachin, dass das Verbot schwule und bisexuelle Männer auf „Vorurteilen und Diskriminierung“ basiere und damit nicht mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz in der brasilianischen Verfassung in Einklang gebracht werden könne. Die elf Obersten Richter brauchten insgesamt vier Jahre, bis sie ihre Entscheidung gefällt hatten – mit einer Mehrheit von sieben Stimmen.

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Brasilien ist nach Ungarn das zweite Land, das innerhalb weniger Tage Einschränkungen beim Blutspenden aufgehoben hat

Damit ist Brasilien nach Ungarn das zweite Land, das innerhalb weniger Tage die allgemeinen Beschränkungen für schwule und bisexuelle Blutspender aufgehoben hat. Nach einer Mitteilung des nationalen Blutspendedienstes können schwule und bisexuelle Männer ab sofort Blut spenden, wenn sie kein Risikoverhalten an den Tag legen.

Die entsprechenden Regeln wurden Mitte April veröffentlicht und treten rückwirkend mit 1. Jänner in Kraft. Auch in Ungarn galt zuvor eine einjährige Wartefrist, wie auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

In Österreich sind noch nicht einmal die geltenden Regeln vollständig umgesetzt worden

In Österreich wurde das Totalverbot erst im Dezember aufgehoben. Das Rote Kreuz als größte Blutspendeorganisation hat allerdings diese Regelung nach einem halben Jahr das Ende des Totalverbotes noch nicht umgesetzt.

Eine vollständige Gleichberechtigung schwuler und bisexueller Männer bei der Blutspende – wie auch in Brasilien, Ungarn und zahlreichen anderen europäischen Ländern – liegt derzeit bei Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen. Er hat angekündigt, zu dem Thema einen Arbeitskreis einzuberufen.

Auch in Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien bestimmt bereits das individuelle Verhalten der Spender deren Eignung und nicht deren sexuelle Orientierung. Auch Frankreich ist von der Zwölf-Monats-Regel abgekommen, es sind dort nur mehr vier Monate Wartezeit, ab 2022 könnten homo- und heterosexuelle Blutspender vollkommen gleich behandelt werden.

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