Freitag, 26. April 2024
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Albanische Psychologen verbieten „Homo-Heilungen“

Wer diese "Therapien" trotzdem anbietet, muss mit ernsten Konsequenzen rechnen

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In Albanien hat der Psychologenverband seinen Mitgliedern jetzt verboten, „Konversionstherapien“ für Jugendliche und Erwachsende anzubieten. Da die Mitgliedschaft iverpflichtend ist, um in Albanien praktizieren zu dürfen, kommt die Entscheidung praktisch einem Verbot der „Homo-Heilung“ gleich.

„Konversionstherapien“ widersprechen fundamentalen Menschenrechten

„Unsere Fachleute erkennen an, dass ‚Konversionstherapien‘ eine archaische und unethische Praxis sind, die fundamentalen Menschenrechen und Freiheiten kategorisch widerspricht“, erklärte Valbona Treska, die Vorsitzende des 600 Mitglieder starken Verbandes.

Unter „Konversionstherapien“ versteht man wirkungslose Behandlungen, die Lesben und Schwule von ihrer sexuellen Orientierung „heilen“ sollen – was erwartungsgemäß nicht funktioniert, aber oft zu schweren psychischen Störungen führt.

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Psychologen, die diese „Therapie“ jetzt trotzdem anbieten, müssen mit Disziplinarmaßnahmen des Verbandes rechnen. Damit folgt der Dachverband einer Bitte der LGBT-Organisation Ambasada Pink vom 11. Mai.

Für albanische LGBTI-Aktivisten ist die Entscheidung ein großer und wichtiger Schritt

Albanische LGBTI-Aktivisten begrüßen die Entscheidung des Psychologenverbandes. Für Xheni Karaj von Aleanca LGBT ist der Beschluss „sehr, sehr positiv“: „Wir hatten viele Fälle, in denen Schulpsychologen LGBTI-Kindern erklärt haben, dass das eine Krankheit sei und sie wieder ‚normal‘ gemacht werden sollten.“

Altin Hazizaj von Ambasada Pink erklärte, dieser Schritt sei speziell für junge queere Menschen im Land wichtig: „Auch wenn es nur wenige Berichte über die Nutzung solcher Therapien in Albanien gibt, haben wir uns darüber ernsthaft Sorgen gemacht.“

Nun hoffen LGBTI-Organisationen, dass Albanien auch bei anderen Rechten für sexuelle Minderheiten nachziehen oder sogar innerhalb des Westbalkans vorangehen könnte. Denn auch, wenn es seit 2010 ein Anti-Diskriminierungsgesetz gibt, sind Homo- und Transphobie in dem kleinen Land weit verbreitet.

Bei LGBTI-Rechten ist Albanien nicht gerade ein Vorreiter

Aleanca LGBT dokumentierte etwa im letzten Jahr rund 450 LGBTI-Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten in dem Land, das weniger als drei Millionen Einwohner hat. Bei der Polizei angezeigt wurden nur 34 Fälle – oft aus Angst, die Beamten könnten die Betroffenen outen.

Homosexualität ist in Albanien erst seit 1995 legal. Derzeit sind Ehe und Adoption für gleichgeschlechtliche Paare nicht geöffnet, auch gibt es für schwule und lesbische Paare keine Möglichkeit einer Eingetragenen Partnerschaft. Außerdem ist es Trans- und Inter-Personen in dem Land derzeit nicht möglich, ihr amtliches Geschlecht nachträglich ändern zu lassen. 

Albanien ist damit nach Malta und Deutschland das dritte Land in Europa, in dem „Konversionstherapien“ größtenteils verboten sind. In Österreich hat der Nationalrat letzten Juli ein solches Verbot für Minderjährige einstimmig gefordert. Bis jetzt hat die Bundesregierung aber noch keinen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgestellt.

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