Dienstag, 16. April 2024
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US-Botschafter Richard Grenell zurückgetreten

Weniger Diplomat, mehr aggressiver Statthalter, der auch LGBTI-Themen für seine Agenda missbrauchte

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Richard Grenell, offen schwuler US-Botschafter in Deutschland, ist zurückgetreten. Er war gut zwei Jahre im Amt. Das hat der 53-Jährige gerade auf Instagram bekanntgegeben. Seinen Posten übernimmt vorübergehend seine Stellvertreterin Robin Quinville, wie Botschaftssprecher Joseph Giordono-Scholz gerade der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte.

Grenell könnte ins Wahlkampfteam von Donald Trump wechseln

Bereits letzte Woche hat Richard Grenell seinen Posten als geschäftsführender Geheimdienstkoordinator der US-Regierung abgegeben, nachdem John Ratcliffe vom Senat für dieses Amt bestätigt worden war. Trump hat ihn im Februar mit diesem vorübergehenden Kabinettsposten für seine Loyalität belohnt.

Was Grenell in Zukunft macht, ist noch nicht bekannt. Spekulationen zufolge könnte er ins Wahlkampfteam von Donald Trump wechseln – und bei einer Wiederwahl dementsprechend belohnt werden. Er gilt als extrem loyal zu Trump und rühmt sich auch, einen guten Draht zum US-Präsidenten zu haben.

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Als Botschafter war er mehr Statthalter als Diplomat

Als Botschafter in Deutschland hat Grenell seine Aufgabe vor allem darin gesehen, die US-zentristische Politik von Donald Trump in Deutschland und Europa teils aggressiv zu vertreten. So warnte er deutsche Unternehmen kurz nach seiner Ernennung als Botschafter im Mai 2018 eindringlich davor, mit dem Iran zusammenzuarbeiten.

Dieses Verhalten sorgte auch innerhalb der queeren Community in Berlin immer wieder für Diskussionen – auch, weil er in seiner Zeit als Botschafter öfter versucht hatte, sich trotz seiner strammrechten Ansichten als LGBTI-Aktivist zu inszenieren. So hisste er beispielsweise  auf der US-Botschaft demonstrativ Regenbogenfahnen.

Grenells LGBTI-Initiativen entpuppten sich als Propaganda und Feigenblatt

Außerdem kündigte er im Februar 2019 eine Initiative der US-amerikanischen Regierung zur weltweiten Entkriminalisierung von Homosexualität an. Doch diese Ankündigung erwies sich als Luftnummer: Trump schien über die Initiative nicht informiert zu sein, und die wenigen öffentlichen Stellungnahmen richteten sich vor allem gegen den Iran – während Grenell bei Russland oder Saudi-Arabien dezent wegsah.

Besonders eng war der Kontakt zu Jens Spahn

Innerhalb der deutschen Bundesregierung war sein Kontakt mit Jens Spahn, dem ebenfalls offen schwulen und wertekonservativen Gesundheitsminister, besonders eng. Seine Verbindungen ins Bundeskanzleramt und das Außenministerium werden dagegen als nicht besonders intensiv beschrieben.

Aus der Opposition kamen sogar vereinzelt Forderungen, ihn wegen seines aggressiven Stils und der teilweisen Einmischung in interne Angelegenheiten Deutschlands zur „unerwünschten Person“ zu erklären und damit quasi auszuweisen.

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