Donnerstag, 18. April 2024
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Frankreich: Mehr Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten gemeldet

Der zweite starke Anstieg in Folge

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In Frankreich sind Angehörige sexueller Minderheiten im letzten Jahr deutlich öfter zum Ziel von Übergriffen und Beleidigungen geworden. Das geht aus Zahlen hervor, die das Innenministerium in Paris anlässlich des internationalen Tages gegen Homophobie, Biphobie und Transphobie veröffentlicht hat.

Die Zahl der angezeigten Vorfälle stieg um mehr als ein Drittel

Waren es 2018 noch 1.380 solcher Vorfälle, stieg diese Zahl letztes Jahr um 36 Prozent auf 1.870. Bereits im Jahr zuvor hatte es einen starken Anstieg gegeben. Die meisten Straftaten, 33 Prozent, waren Beleidigungen, gefolgt von körperlicher oder sexueller Gewalt mit 28 Prozent.

Drei Viertel der Opfer waren nach Angaben des Ministeriums Männer. Zwei Drittel waren jünger als 35 Jahre. Aus den großen Städten Frankreichs stammten 36 Prozent der Meldungen, der Rest kam vom Land. „Diese Zahlen zeigen, dass sich Homo- und Transphobie in der Gesellschaft festgesetzt hat“, so das Innenministerium in seiner Mitteilung. Die Ergebnisse seien Teil eines generellen Anstiegs von Hasskriminalität.

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Die französische Politik will aktiv gegen Hassverbrechen vorgehen

Die Dunkelziffer der Vorfälle, die nicht angezeigt wurden, dürfte allerdings auch hier um ein vielfaches höher sein. Allerdings sagen die Zahlen nicht aus, ob es wirklich deutlich mehr Übergriffe gegeben hat, oder ob mehr Vorfälle angezeigt und richtig kategorisiert wurden.

Doch dass jeder Vorfall einer zu viel ist, weiß auch die französische Politik: Die Zunahme der Übergriffe erfordere eine noch stärkere Mobilisierung aller öffentlichen Stellen und der Zivilgesellschaft, so Innenminister Christophe Castaner und Gleichstellungsministerin Marlène Schiappa.

In Österreich wartet die Community noch immer auf Zahlen

In Österreich gibt es derzeit keine vergleichbare Statistik: Im Februar hieß es aus dem Innenministerium, man wolle einen Pilotbericht zur „systematischen Erfassung diskriminierender Motivlagen bei Strafanzeigen“ veröffentlichen – also erstmals Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten als solche erfassen. Wird aus dem Pilot- auch ein Regelbetrieb, wäre eine langjährige Forderung der Community erfüllt.

In Berlin hat Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ im letzten Jahr 559 Fälle mit homo- und transphobem Hintergrund erfasst. Das ist um gut ein Drittel mehr als im Jahr zuvor – und ebenfalls ein neuer Höchststand der gemeldeten Vorfälle.

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