Freitag, 29. März 2024
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Zahl der Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten steigt auch in der Schweiz

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Auch in der Schweiz ist die Zahl der Übergriffe auf sexuelle Minderheiten im letzten Jahr angestiegen. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der Schwulenorganisation Pink Cross, der Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und des Transgender Network hervor.

Letztes Jahr gingen bei der Helpline 66 Meldungen ein – die Dunkelziffer dürfte viel höher sein

Die drei Organisationen betreiben seit vier Jahren eine gemeinsame Beratungsplattform für Betroffene. Letztes Jahr gingen bei dieser Helpline 66 Meldungen ein, im Jahr 2018 waren es nur 42 Meldungen. Rund ein Drittel der Betroffenen wurde dabei Opfer von Gewalt. Zwei von drei Attacken geschehen dabei nicht einmal im Verborgenen, sondern im öffentlichen Raum. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Vorfälle wurden in Zürich gemeldet.

Doch nicht einmal alle Vorfälle, die bei der Helpline gemeldet wurden, kamen auch zur Anzeige oder wurden juristisch verfolgt. Hier liegt die Rate bei gerade einmal 18 Prozent. Diese Hemmschwelle müsse ab­gesenkt werden, fordert Roman Heggli, ­Geschäftsleiter von Pink ­Cross: „Die Politik muss die Weichen stellen. Wir sind mit unserer Helpline bereits am Anschlag.“

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Viele Opfer leiden auch an den psychischen Folgen des Angriffs

Denn mehr als die Hälfte derer, die sich bei der Helpline melden, gibt an, seit dem Vorfall an dessen psychischen Folgen zu leiden. „Diese Zahl ist alarmierend hoch, vor allem, wenn man beachtet, dass der Großteil der Meldenden relativ jung ist“, heißt es im Bericht.

Die Dunkelziffer dürfte – wie bei sämtlichen dieser Erhebungen – noch deutlich höher sein. „Viele ­Betroffene scheuen sich noch immer, Übergriffe zu melden“, so Heggli. Das könnte auch daran liegen, dass in der Community nicht alle die Beratungsplattform kennen. Die Schweizer LGBTI-Verbände fordern deshalb eine breite Kampagne zur Sensibilisierung sowie eine nationale Meldestelle. 

In Europa werden immer mehr Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten registriert

In Österreich gibt es derzeit keine vergleichbare Statistik: Im Februar hieß es aus dem Innenministerium, man wolle einen Pilotbericht zur „systematischen Erfassung diskriminierender Motivlagen bei Strafanzeigen“ veröffentlichen – also Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten als solche erfassen. Wird aus dem Pilot- auch ein Regelbetrieb, wäre eine langjährige Forderung der Community erfüllt.

Auch in Frankreich sind Angehörige sexueller Minderheiten deutlich öfter zum Ziel von Übergriffen und Beleidigungen geworden. Waren es 2018 noch 1.380 solcher Vorfälle, stieg diese Zahl letztes Jahr um 36 Prozent auf 1.870. Bereits im Jahr zuvor hatte es einen starken Anstieg gegeben.

In Berlin hat Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ im letzten Jahr 559 Fälle mit homo- und transphobem Hintergrund erfasst. Das ist um gut ein Drittel mehr als im Jahr zuvor – und ebenfalls ein neuer Höchststand der gemeldeten Vorfälle.

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