Freitag, 19. April 2024
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Volksverhetzung: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen homophoben Pastor

Die Kirche zog noch keine Konsequenzen gegen den umstrittenen Geistlichen

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Die Staatsanwaltschaft Bremen hat den evangelischen Pastor Olaf Latzel wegen Volksverhetzung angeklagt. Grund dafür waren seine beleidigenden Äußerungen gegenüber Lesben und Schwulen. Nun muss das Amtsgericht Bremen über die Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden. 

„Die Verbrecher vom Christopher Street Day“

Der Seelsorger der Bremer Innenstadtgemeinde Sankt Martini hatte unter anderem im Oktober 2019 bei einem Eheseminar über Homosexualität gesprochen und dabei unter anderem gesagt: “Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day”. 

Gelebte Homosexualität sei wie Ehebruch ein “todeswürdiges Verbrechen”., zitierte die Frankfurter Rundschau den Geistlichen. Ein Video des Seminars war auf YouTube zu finden. Ende April hatte der CSD Bremen deshalb Strafantrag gestellt. 

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In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es nun, der Pastor bezeichne “Homosexualität als Degenerationsform der Gesellschaft” und würde Menschen, deren Geschlechtsidentität von der angeblichen Norm abweiche, als “Genderdreck” und “Angriff auf die göttliche Schöpfungsordnung” bezeichnen. 

Später entschuldigte sich der Pastor für seine Wortwahl – und verteidigte seine Ansichten

Später entschuldigte sich Latzel für diese Worte und erklärte, nichts gegen Homosexuelle zu haben. Als “Verbrecher” habe er “militante Aggressoren” bezeichnet, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten. Der Pastor betonte während seiner Entschuldigung, dass Homosexualität in der Bibel “eindeutig als Sünde” bezeichnet werde. 

Unterstützung bekam der Geistliche von seiner Gemeinde: Der Vorstand der Sankt-Martini-Gemeinde behauptete in einer Stellungnahme, die biblische Bewertung von Homosexualität werde von der Mehrheit der Christen getragen. 

Latzel kritisiert auch die Evangelische Kirche für ihren Dialog mit sexuellen Minderheiten

Die Bemühungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Dachverband der deutschen Protestanten, gegenüber der Community inklusiver zu sein, wurden als “Prozess geistlicher Auflösung von den noch vor zwanzig Jahren geltenden Glaubensgrundlagen” abgetan. 

Doch mit dieser Ansicht scheint der Gemeindevorstand ziemlich alleine dazustehen: Mittlerweile hat sich auch die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) von den Äußerungen des Pastors distanziert und sie “auf das Schärfste” verurteilt. Die Kirche stehe “klar an der Seite homosexuell lebender Menschen”, betonte die Kirchenleitung. 

Sechs Wochen Urlaub für den Geistlichen: Die Kirche reagiert erstaunlich zahnlos

Am Freitag hat sie Latzel zu einem weiteren Dienstgespräch vorgeladen. Das am 14. Mai eröffnete Disziplinarverfahren, das während der Dauer des Strafverfahrens ausgesetzt wurde, bleibe bestehen, hieß es seitens der Bremischen Evangelischen Kirche. 

In dem Gespräch einigte man sich darauf, dass der Pastor ab Donnerstag sechs Wochen in Urlaub gehen wird. Das berichtet Radio Bremen. Predigtverbot wurde keines erlassen. Kurz vor dem Ende des Urlaubs werde man erneut in einem Dienstgespräch über die Lage reden, so die Landeskirche. 

Es ist nicht das erste Mal, dass der Geistliche mit seinen Äußerungen für Befremden und Empörung sorgt: Im Jahr 2015 bezeichnete er in einer Predigt den “Urbi-et-Orbi“-Segen des Papstes als “ganz großen Mist” und warf Katholiken wegen ihrer Heiligenverehrung „Reliquiendreck“ vor. Weiters äußerte er sich wiederholt beleidigend über den Islam. 

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