Donnerstag, 25. April 2024
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Brasilianer von HIV geheilt? Neue Behandlung macht Hoffnung

Neuer Medikamentencocktail könnte einem Patienten geholfen haben

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Brasilianischen Medizinern könnte eine Sensation gelungen sein: Zum ersten Mal scheint ein Mann nur durch eine medikamentöse Behandlung vom HI-Virus geheilt zu sein. Der 34 Jahre alte Mann wäre der dritte Mensch, der jemals von HIV geheilt wäre. 

Seit mehr als einem Jahr können weder Viren noch Antikörper im Körper des Mannes nachgewiesen werden

Der Mann könne als geheilt betrachtet werden, da er seit mehr als einem Jahr keine HIV-Antikörper mehr aufweise, erklärte sein Arzt Ricardo Diaz, Experte für Infektionskrankheiten an der Universität von São Paulo. 

Bei dem Patienten wurde im Jahr 2012 eine HIV-Infektion diagnostiziert. Im Rahmen einer Studie wurden ihm zusätzlich zur Standardbehandlung weitere antiretrovirale Medikamente verabreicht, darunter Maraviroc und Dolutegravir, und Nikotinamid, einer Form von Vitamin B3. Und obwohl der Mann seit mehr als 57 Wochen keine Medikamente mehr bekommt, weist er weiterhin keine HIV-Antikörper auf. 

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Vitamin B3 könnte eine wichtige Rolle spielen

Die Wirkung von Nicotinamid beim Kampf gegen HIV ist noch nicht bekannt. Experten vermuten, dass es die mit HIV infizierten latenten Zellen aus ihrem Dornröschenschlaf weckt und zur Virusproduktion antreiben könnte. Dann wären die Zellen für das Immunsystem zu erkennen und könnten bekämpft werden. 

“Wir können das Virus nicht nachweisen und er verliert die spezifische Reaktion auf das Virus”, so Diaz. Er räumte ein, dass seine Behandlungsmethode noch weiterer Forschung bedarf. Denn: bei vier anderen Patienten, die gleich behandelt wurden, ist das Virus nach einiger Zeit wieder zurückgekommen. 

Für HIV-Experten ist der Fall „sehr interessant“, aber kritisch zu sehen

Veröffentlicht wurden die Erkenntnisse im Rahmen der internationalen Aids-Konferenz, die dieses Jahr virtuell stattgefunden hat. Die international anerkannte HIV-Expertin Sharon Lewin vom australischen Doherty Institute bezeichnete den Fall aus Brasilien als „sehr interessant“, mahnte jedoch zur Vorsicht, da die Studie nur begrenzt aussagekräftig sei. 

So sei der Antikörpertest der brasilianischen Patienten mit der Zeit schwächer ausgefallen, was auf eine nachlassende Immunreaktion schließen lasse, so Lewin. „Das ist sehr ungewöhnlich, wenn jemand keine antiviralen Medikamente einnimmt“, so die Forscherin. Diese “sehr provokanten Daten” müssen weiter untersucht werden, forderte sie. 

Bis jetzt galten zwei Männer als von einer HIV-Infektion geheilt. Der “Berliner Patient” und der “Londoner Patient” unterzogen sich wegen einer Leukämie einer risikoreichen Stammzellentransplantation. Die von Diaz mitentwickelte Behandlungsmethode sei ethisch vertretbarer, so der brasilianische Mediziner. 

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