Freitag, 29. März 2024
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LGBTI-Aktivisten in Polen warnen vor „beispielloser Hetzjagd“

Für die Konservativen sind sexuelle Minderheiten keine Menschen, sondern eine Ideologie

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LGBTI-Aktivistinnen und -Aktvisten in Polen warnen vor dem zunehmenden Druck auf sexuelle Minderheuten in ihrer Heimat. Es gebe eine „beispiellose Hetzjagd“ von nationalkonservativen Politikern, erklärte Marcin Dzierzanowski von der Stiftung „Glaube und Regenbogen“ der Deutschen Nachrichtenagentur dpa. Im laufenden Präsidentschaftswahlkampf hat sich der Druck noch einmal erhöht.

Konservative Kreise arbeiten an der „Entmenschlichung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans-Menschen“

So würden Vertreter der römisch-katholischen Kirche, der Regierungspartei PiS und auch Präsident Andrzej Duda selbst eine Strategie der „Entmenschlichung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Trans-Menschen“ betreiben, kritisierte Magdalena Swider von der „Kampagne gegen Homophobie“.

So hat Duda im Wahlkampf erklärt, LGBT seien keine Menschen, sondern eine „Ideologie“, die zerstörerischer sei als der Kommunismus. Aufklärung über sexuelle Minderheiten will er an den polnischen Schulen verbieten lassen – er selbst spricht von einem „Verbot der Propagierung von LGBT-Ideologie in öffentlichen Institutionen“.

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Durch die Anti-Homo-Propaganda hat ein Großteil der erzkonservativen Wähler Angst vor „LGBT-Ideologie“

Zuletzt hat er angekündigt, das Verbot von Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare in der Verfassung verankern zu lassen. Damit möchte er vor allem bei konservativen Wählern außerhalb der großen Städte zu punkten – mit Erfolg: Einer aktuellen Umfrage zufolge fühlen sich 82 Prozent der PiS-Wähler von der “LGBT-Ideologie” bedroht – bei Anhängern aller anderen Parteien lag dieser Wert deutlich unter 50 Prozent.

Zusätzlich haben sich mittlerweile vier Woiwodschaften, 18 Bezirke und 16 Gemeinden vor allem im Süden und Osten Polens zu „LGBT-ideologiefreien Zonen“ erklärt. Außerhalb Polens stößt diese Propaganda auf breite Kritik: Mehrere deutsche Städte überdenken ihre Städtepartnerschaften mit Orten, die sich derartig deklariert haben. Und der österreichische Nationalrat hat Außenminister Alexander Schallenberg aufgefordert, sich gegenüber Polen klar gegen diese „LGBT-ideolgiefreien Zonen“ auszusprechen.

Für die Betroffenen hat die Stimmung im Land mittlerweile spürbare Auswirkungen: Außerhalb großer Städte sind ein Coming Out oder ein selbstbestimmtes Leben oft nicht möglich. Viele Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Trans-Menschen hätten mittlerweile psychische Probleme, so Swider.

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