Mittwoch, 27. März 2024
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Ein Jahr Haft für Homosexualität in Tunesien

Die Angeklagten hatten einem (verbotenen) Analtest nicht zugestimmt

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Tunesien geht weiter mit der Härte des Gesetzes gegen sexuelle Minderheiten vor. So hat ein Gericht nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen zwei junge Männer im Berufungsverfahren wegen Homosexualität zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt.  

Die beiden 26-Jährigen sollen Sex gehabt haben

Angeklagt waren zwei 26-Jährige, die schwulen Sex gehabt haben sollen. Dieser wird nach Artikel 230 des tunesischen Srafgesetzbuches mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Das entsprechende Gesetz kommt noch aus der französischen Kolonialzeit. Die tunesische LGBTI-Organisation Damj kritisierte die “besonders schwere” Haftstraf. Das berichtet die französische Nachrichten-Website France Info

Die beiden Männer wurden in El Kef im ländlichen Nordwesten Tunesiens festgenommen, nachdem einer der beiden Männer den anderen wegen Schulden angezeigt hatte. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sollten die beiden jungen Männer mit Einschüchterungen, Beleidigungen und Bedrohungen zu einem Geständnis gezwungen werden. 

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In erster Instanz wurden die beiden Männer zu zwei Jahren Haft verurteilt

In erster Instanz waren die beiden Männer noch zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Für das Gericht war es unter anderem ein Schuldeingeständnis, dass die beiden Männer einen Analtest abgelehnt haben. 

Dieser Test wird in Tunesien regelmäßig eingesetzt, um Homosexualität “festzustellen” – obwohl er von den Vereinten Nationen als Folter eingestuft wird und Ärzten zufolge sinnlos ist. Eigentlich hat sich Tunesien im Jahr 2017 vor den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen verpflichtet, diese Analtests nicht mehr einzusetzen. 

Die Vereinten Nationen stufen „Analtests“ als Folter ein

Wie die Menschenrechtsorganisation “Bürgerkollektiv für persönliche Freiheiten” berichtet, standen im Jahr 2019 mindestens 120 Menschen wegen mutmaßlicher homosexueller Handlungen vor Gericht. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den letzten Jahren: Im Jahr 2016 gab es noch 56 Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen, seitdem stiegen die Zahlen jedes Jahr an. 

Zahlreiche Stimmen der tunesischen Zivilgesellschaft fordern, Artikel 230 des Strafgesetzbuches aufzuheben – bis jetzt ohne Erfolg. 

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