Donnerstag, 28. März 2024
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[Video] Ukraine: Rechtsradikale greifen Pride-Demo an

Polizei war kurzzeitig überfordert - ein Beamte musste mit Kopfverletzungen ins Spital

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n der Ukraine haben Rechtsradikale am Sonntagnachmittag eine Demonstration der „Odessa Pride“ angegriffen und dabei auch Teilnehmende und Polizeibeamte verletzt. Die Polizei hat 15 Personen festgenommen.

Statt einem großen Marsch gab es aufgrund der Coronakrise dieses Jahr nur eine Menschenkette

Das Pride-Team hatte aufgrund der Corona-Krise dieses Jahr auf eine große Demonstration verzichtet und stattdessen dazu aufgerufen, in der Innenstadt eine Menschenkette zu bilden. Gleichzeitig rief die rechtskonservative Organisation „Tradition und Ordnung“ zu einer Kundgebung für „traditionelle Familienwerte“ auf.

Als die beiden Gruppen nach etwa zehn Minuten aufeinandertrafen, begannen die Nationalisten, die friedlich demonstrierenden Pride-Teilnehmer zu beleidigen und zu jagen: Dabei zerrissen sie die Pappschilder der Pride, warfen Eier und andere Wurfgeschoße auf die Teilnehmer und besprühten sie mit Pfefferspray. Die Polizei hatte die Situation zunächst nicht im Griff.

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Nationalisten griffen die friedlichen Demonstranten mit Pfefferspray und Eiern an

Nachdem es die Beamten schließlich geschafft hatten, die Pride von den Nationalisten abzuschirmen, beschimpften diese die LGBTI-Aktivisten weiter mit Sprechchören. Schließlich begleitete die Polizei die Pride-Teilnehmer vom Platz, um ihnen ein möglichst sicheres Verlassen des Ortes zu ermöglichen.

Bei den Ausschreitungen wurden Polizeiangaben zufolge zwei Beamte verletzt. Medien berichten, einer von ihnen wurde mit einer Kopfverletzung im Krankenwagen weggebracht. Insgesamt wurden 16 Personen festgenommen, so die Polizei. Ihnen werden unter anderem Hooliganismus und gefährlicher Ungehorsam gegen eine rechtmäßige Anordnung oder Aufforderung der Polizei vorgeworfen.

Eine LGBTI-Aktivistin musste wegen Verätzungen behandelt werden

Wie viele Pride-Teilnehmer verletzt wurden, ist noch unklar. Die in der Republik Moldau ansässige LGBTI-Organisation „Genderdoc“ berichtet, ihre Aktivistin Anastasia Cernova musste wegen Verätzugen in Auge, Ohren und Mund ärztlich behandelt werden, nachdem die Nationalisten ihr eine Flüssigkeit ins Gesicht geschüttet hatten.

Für das Team der Odessa Pride ist die Intensität der Angriffe überraschend gewesen. In den Jahren zuvor sei man nie auf ein „solches Maß an Aggression“ gestoßen, so die Aktivisten auf Facebook. So fordern die ukrainische Nationalpolizei auf, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und gegen „Tradition und Ordnung“ vorzugehen, da die Organisation „zu Hass und Gewalt anstiftet“.

Noch nie zuvor waren die Angriffe auf die LGBTI-Community in Odessa so heftig

Die Menschenkette war der Höhepunkt der Odessa Pride, die in den Tagen zuvor Veranstaltungen in der Innenstadt abgehalten hatte. Auch dabei seien sie immer wieder von Nationalisten beobachtet und eingeschüchtert worden, so die Aktivisten. Auch wurde in Sozialen Netzwerken Stimmung gegen die Pride gemacht.

In den letzten Jahren wurde der Odessa Pride Walk von der Polizei umfassend vor Gegendemonstranten geschützt. Während im Jahr 2015 der erste Versuch eines Umzugs nach Drohungen noch verboten wurde, konnte er 2016 erstmals stattfinden. Letztes Jahr nahmen mehrere hundert Menschen daran teil. 

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