Donnerstag, 28. März 2024
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Strache auf Ibiza: „Niemand hier mag Homosexuelle“

Der gesamte Mitschnitt zeigt, wie tief Homophobie bei den beteiligten Personen verankert ist

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Dass es in der FPÖ massive Vorbehalte gegen die Gleichstellung sexueller Minderheiten gibt, ist kein großes Geheimnis. Wie weit Homophobie verbreitet und wie tief sie in der alten Führungsspitze der Partei verwurzelt ist, zeigt nun der gesamte Mitschnitt des „Ibiza-Videos“, den die Tageszeitung Kurier einsehen konnte.

Strache wollte Österreich stärker an Polen und Ungarn annähern

So sei man sich gleich zu Beginn des Treffens einig, dass von den Anwesenden „niemand hier Homosexuelle mag“, wie es der in der Finca ebenfalls anwesende Detektiv Julian H. in dem Video ausdrückt. Neben dem damaligen FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, dem damaligen Klubobmann Johann Gudenus, der Darstellerin der Oligarchennichte und Julian H. war noch die Ehefrau von Gudenus anwesend.

Strache erklärt auch, dass er Österreich politisch stärker nach Osten orientieren will. „Wir wollen in die Visegrád-Gruppe hinein“, so der damalige FPÖ-Obmann, „und Gegengewicht zu dieser dekadenten westlichen EU sein“. Die Visegrad-Gruppe besteht aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei – besonders Polen und Ungarn bedrängen derzeit die LGBTI-Community in ihren Ländern und beschränken die Rechte von sexuellen Minderheiten.

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Der damalige FPÖ-Obmann erklärt auch freimütig, dass er davon ausgeht, dass sich die EU in einen West- und einen Ostteil aufspalten werde, wie einst das Römische Reich. „Im Osten Europas sind die Menschen normal. Wir haben die Dekadenz im Westen“, erklärt Strache dem Kurier zufolge in dem Ibiza-Video. Und er verwendet dabei Begriffe, die man sonst nur von russischen Homo-Hassern hört.

Serbischer Homo-Hasser für Strache ein „geiler Typ“

Apropos Homo-Hasser: Den serbischen Politiker und Unternehmer Dragan Marković, der unter anderem den Völkermord in Srebrenica leugnet, nennt Strache in dem Ibiza-Video einen „geilen Typ“. Dieser „geile Typ“ wurde allerdings 2011 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er gegen die Belgrade Pride gehetzt hatte. Marković, der in Serbien als Palma bekannt ist, sagte damals, dass „Homosexuelle nicht in den Straßen Belgrads demonstrieren sollten, weil sie etwas zeigen, das krank ist und nicht normal“.

Auch soll er sich bei einem seiner Wien-Besuche geweigert haben, über einen Zebrastreifen zu gehen, der durch ein gleichgeschlechtliches Ampelpärchen gesichert war. Vor einigen Jahren sagte er, er garantiere, unter ihm als Bürgermeister würden in Jagodina „keine Schwulen leben“ – was den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig nicht daran hinderte, Marković im März 2019 mit einer Ehrenmedaille der Stadt Wien auszuzeichnen.

Strache neue Partei sieht in der Veröffentlichung ein ÖVP-Ablenkungsmanöver

Dem Kurier zufolge hat Heinz-Christian Strache während des Gesprächs auch „teils abstruse Behauptungen über politische Mitbewerber“ gemacht. Ob diese auch – wie kolportiert – das Intimleben seiner Konkurrenten betreffen, geht aus dem Artikel nicht hervor.

Die neue Partei des ehemaligen FPÖ-Chefs, das „Team HC Stache“ ortet in den Veröffentlichungen des Kurier ein „erneutes Ablenkungsmanöver“ der ÖVP. Generalsekretär Christian Höbart sieht seinen Parteichef von sämtlichen kriminellen Vorwürfen entlastet. „Es wird also erneut bestätigt: HC Strache ist weder korrupt noch käuflich“, betont Höbart. Zu den homophoben Inhalten gibt es keine Stellungnahme.

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