Mittwoch, 24. April 2024
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LGBTI-Aktivist von einer Gruppe Jugendlicher krankenhausreif geprügelt

Besonders belastend: Der 22-Jährige kann den Tatort von seiner Küche aus sehen

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Im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist ein 22-jähriger LGBTI-Aktivist zunächst schwulenfeindlich beleidigt und dann krankenhausreif zusammengeschlagen worden. Das berichtet der Betroffene auf Facebook. 

„Es gibt Gründe, gegen Homophobie zu kämpfen, doch heute gebe ich euch einen weiteren, persönlichen Grund“

“Es gibt Gründe gegen Homophobie zu kämpfen, doch heute gebe ich euch einen weiteren, persönlichen Grund”, schreibt Roland Wiegel: “Ich wurde heute von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen und beleidigt. Ich war zwischenzeitlich im Krankenhaus und ein Stück Lippe wurde wieder so befestigt, dass es nach Gesicht aussieht.” 

Der Vorfall ereignete sich am Samstag gegen 20 Uhr, nur etwa 20 Meter von der Wohnung des Aktivisten entfernt. Zunächst wurde er von sechs bis sieben Jugendlichen angepöbelt. “Auf die ersten Pöbeleien habe ich nicht reagiert. Erst als gesagt wurde ‚Dann verpiss dich doch, du Schwuchtel“ bin ich zurück gegangen und habe die Jugendlichen zur Rede stellen wollen”, so Wiegel gegenüber queer.de

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Als Wiegel am Boden lag, fragten die Jugendlichen: „Wollen wir es der Schwuchtel mal so richtig zeigen?“

Daraufhin eskalierte die Situation, die Jugendlichen stürmten auf den 22-Jährigen zu, der sie in einem Reflex zurückschubste. “Dann wurde mir schon ins Gesicht geschlagen”, erinnert sich der Aktivist: “Am Boden hörte ich, wie sich über mich lustig machten: ‚Die Schwuchtel hält nur einen Schlag aus‘, ‚Wollen wir es der Schwuchtel mal so richtig zeigen?’” Nur durch das Eingreifen einer Passantin, die Rettung und Polizei rief, konnte Schlimmeres verhindert werden. 

Die Polizei bestätigte bis jetzt, dass es zu der Uhrzeit einen Einsatz am mutmaßlichen Tatort gegeben habe, bei dem ein Rettungswagen gerufen und Anzeige wegen Körperverletzung gestellt wurde. Wiegel erlitt bei dem Angriff neben mehreren blauen Flecken eine leichte Gehirnerschütterung und eine tief eingerissene Lippe, die mit sieben Stichen genäht werden musste. 

Dass er von seiner Küche aus den Tatort sieht, belastet den Aktivisten stark

Es würden keine körperlichen Schäden bleiben, so Wiegel weiter. Die Lippe konnte mit einigen Stichen genäht werden, es gab keine Knochenbrüche. “Schwindel und Kopfweh sind neben Schmerzen immer mal wieder da. Und natürlich die krasse Angst, aus der Küche zum Tatort sehen zu können”, so Weigel. 

Zum Opfer sei er geworden, weil aus seiner Küche eine Regenbogenflagge hänge – in Sichtweite des Angriffsort. Die Jugendlichen, die den 22-Jährigen angegriffen hätten, seien schon in der Vergangenheit durch Rassismus und Sexismus aufgefallen. 

Die Jugendlichen waren schon zuvor in der Nachbarschaft durch Hassparolen aufgefallen

Einige Stunden nach dem Angriff wurden nach Informationen des Mannschaft-Magazins bei einer Gruppe Jugendlicher, die als Täter in Frage kommen könnten, die Personalien aufgenommen.  

Wiegel ist Sprecher von Schlau NRW, einem Netzwerk, das Bildungsveranstaltungen anbietet und gegen Diskriminierung aufgrund sexueller und geschlechtlicher Identität kämpft. Er engagiert sich auch in der Kommunalpolitik. Erst am Tag zuvor habe er eine Rede gegen die AfD gehalten. “Den Angriff nicht politisch einzuschätzen, ist unmöglich”, so Wiegel. 

Mittlerweile haben auch Schlau NRW und das Schwule Netzwerk NRW den Übergriff auf Wiegel verurteilt. „Der Vorfall steht stellvertretend für Gewalterfahrungen, die viele queere Menschen in NRW machen,“ so Atti Schmülling, Sprecherin bei Schlau NRW. „Niemand darf für seine Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung diskriminiert oder angegriffen werden. Auch weil Übergriffe wie dieser passieren, ist unsere Aufklärungs- und Bildungsarbeit so wichtig.“ 

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