Freitag, 29. März 2024
HomeMedienInternetTikTok zensiert Hashtags wie "gay" oder "transgender"

TikTok zensiert Hashtags wie „gay“ oder „transgender“

Bosnien, Russland oder Jordanien: "Shadow Banning" ist eine weit verbreitete Praxis

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Wie in Ländern wie Russland, Jordanien oder Bosnien und Herzegowina auf der beliebten Video-App TikTok nach LGBTI-Inhalten sucht, wird dort keine Resultate finden – auch, wenn entsprechende Hashtags auf den Postings der eigenen Freunde auftauchen. Offenbar zensiert die chinesische App in diesen Ländern heimlich diese Hashtags. 

In einigen Ländern landen Suchen nach LGBTI-Begriffen im Nichts

So haben vom US-Außenministerium mitfinanzierte Recherchen des Australian Strategic Policy Institutes (ASPI) ergeben, dass die App etwa im Hintergrund das Wort “schwul” in einigen Sprachen wie Russisch, Ukrainisch oder Bulgarisch (гей), Arabisch (الجنس_مثلي) sowie Bosnisch und Estnisch (gej) herausfiltert. Auf Arabisch werden auch Hashtags wie “#transgender” (جنسي المتحول#) nicht angezeigt, auf Russisch ist es unter anderem der Hashtag “Ich bin schwul/lesbisch” (#ягей/#ялесбиянка). 

The videos are "shadow banned", which means people can still post using #гей, but they're hidden from pretty much everyone else.

The correct page (right) is only revealed only after clicking on the hashtag in a posted video (left). pic.twitter.com/gWRo6KjIfT

— Fergus Ryan (@fryan) September 8, 2020

Wer in den betroffenen Ländern nach diesen Hashtags sucht, bekommt keine Ergebnisse aufgelistet, obwohl die gleiche Suche in anderen Ländern sehr wohl Resultate liefert. Experten nennen diese Praxis “Shadow Banning”. Damit reduzieren oder verhindern Soziale Medien die Sichtbarkeit bestimmter Inhalte, ohne dass es die Urheber der Inhalte bemerken. 

- Werbung -

Es ist nicht das erste Mal, dass TikTok LGBTI-Inhalte zensiert

Es ist nicht das erste Mal, dass TikTok wegen der Zensur von Inhalten international kritisiert wird. So hat die App, die von der chinesischen Firma ByteDance betrieben wird, unter anderem auch Videos vom Massaker am Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 zensiert. 

Auch der Umgang mit LGBTI-Inhalten ist bei TikTok immer wieder zweifelhaft: Wie der Guardian berichtet, wurden beispielsweise Inhalte, die als LGBTI-freundlich eingestuft wurden, in der Türkei aus der App gefiltert, obwohl sie dort legal waren. Das geht aus lokalen Richtlinien zur Moderation hervor, die der Zeitung vorliegen. 

Chinas Kommunisten haben ein wachsames Auge auf die Inhalte von TikTok

“Das kometenhafte Wachstum von TikTok hat die (Kommunistische Partei Chinas) nun in die Lage versetzt, in der sie die Umgebung der Informationen auf einer Plattform formen kann, die überwiegend nicht auf Chinesisch ist”, das das ASPI in seinem Bericht. TikTok sei dabei das erste Social-Media-Netzwerk, das einen sehr restriktiven Ansatz zur Moderation von Inhalten verfolge. 

Der australische Think Tank fordert deshalb, dass Regierungen chinesische Dienste wie TikTok denselben Datenschutz-Standards unterwerfen wie andere internationale Social-Media-Netzwerke. Das betreffe auch die in China allgegenwärtige Messenger-App WeChat. 

TikTok erklärt die Sperre mit der „Suche nach Pornografie“

TikTok erklärte gegenüber dem ASPI, dass einige Begriffe aufgrund entsprechender lokaler Gesetze eingeschränkt würden, während andere gesperrt wurden, weil die User damit häufig nach Pornografie gesucht hätten. Das chinesische Unternehmen betonte, dass es “unsere LGBTQ-Creators auf der ganzen Welt nachdrücklich unterstützt”. 

Anfang August hatte US-Präsident Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, dem zufolge TikTok unter seinen chinesischen Eigentümern ab 15. September nicht mehr in den USA operieren dürfe. Als Grund gab Trump Sicherheitsbedenken an. Diese Bedenken gab es auch schon, als eine chinesische Firma die beliebte Gay-Dating-App Grindr gekauft hat. Ein weiteres Dekret setzte US-Bürgern eine Frist von 45 Tagen, sämtliche Geschäftsbeziehungen zu ByteDance zu kappen. 

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner