Samstag, 20. April 2024
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Schwule als Kinderschänder? Kritik an Merz wächst auch innerhalb der CDU

Deutliche Kritik von der eigenen Partei und dem Koalitionspartner

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Die Kritik an den Aussagen des CDU-Vorsitzendenkandidaten Friedrich Merz hält weiter an. Neben der eigenen Partei kritisiert auch der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) die Aussagen des 64-Jährigen als homophob.

Merz spricht über seine Toleranz gegenüber Homosexualität – und erwähnt im gleichen Atemzug Pädophilie

In einem Interview mit einem Video-Format der Bild-Zeitung hatte Merz auf die Frage, ob er ein Problem mit einem schwulen Kanzler hätte, gemeint: „Die Frage der sexuellen Orientierung geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht -, ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.“

Nun muss sich Merz den Vorwurf gefallen lassen, dass er ohne tatsächliche Begründung eine Verbindung zwischen Homosexualität und Kindesmissbrauch hergestellt habe, wo es keine gibt. Bereits kurz nach den Aussagen haben ihn dafür der CDU-Politiker Frank Sarfeld und Alexander Vogt, Vorsitzender der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) kritisiert.

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Vogt meinte etwa auf Facebook, er sei „maßlos darüber verärgert“, dass Merz diese beiden Begriffe „öffentlich und ohne Not miteinander verknüpft“ habe:  „Die LSU arbeitet seit ihrer Gründung gemeinsam mit vielen anderen Menschen in diesem Land hart daran, den immer wieder hergestellten, aber nicht vorhandenen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie aus den Köpfen zu bekommen.“

Deutliche Verstimmung beim offen schwulen CDU-Minister Jens Spahn

Nun kommt die Kritik an Merz auch von der Parteispitze. Bei einer Pressekonferenz auf diese Aussagen angesprochen, sagte der offen schwule Gesundheitsminister Jens Spahn: „Na ja, wenn die erste Assoziation bei Homosexualität Gesetzesfragen oder Pädophilie ist, dann müssen Sie eher Fragen an Friedrich Merz richten, würde ich sagen.“ Weiter wollte sich der CDU-Politiker, der im Rennen um den Parteivorsitz Merz‘ Konkurrenten Armin Laschet unterstützt, nicht äußern.

Auch Kevin Kühnert, offen schwuler SPD-Vize, kritisiert Merz für dessen Bemerkung scharf. „So laviert jemand, der nicht kaschieren kann, dass er mit der Normalisierung des Umgangs mit Homosexualität eigentlich nichts anfangen kann“, erklärte Kühnert auf Twitter. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil kommentierte: „Friedrich möchte aus dem letzten Jahrhundert abgeholt werden.“

LSVD verurteilt die Aussagen als „zutiefst homophob“

Auch der LSVD verurteilte Merz‘ Aussagen als „zutiefst homophob“: „Wenn man meint, die sexuelle Orientierung ginge die Öffentlichkeit nichts an, dann fordert man von Lesben und Schwulen implizit, sich nicht zu outen“, so Stephanie Pawlak, Mitglied des Bundesvorstands des LSVD, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Dabei wird ignoriert, dass Heterosexuelle sich ständig und überall outen. Ihnen antwortet man freilich nicht, dass das doch Privatsache sei und die Öffentlichkeit nichts angehe.“

Merz selbst erklärte mittlerweile in einem Interview mit der Welt, ihm werde ein „bösartig konstruierter Zusammenhang“ unterstellt, „der in keiner meiner Äußerungen vorkommt“. Anstatt zu beruhigen, gießt der CDU-Vorsitzendenkandidat noch Öl ins Feuer: Wenn Kinder betroffen seien, sei die Toleranzgrenze immer überschritten. Wie er von der Frage nach einem schwulen Kanzler auf dieses Thema kam, blieb allerdings unbeantwortet.

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