Mittwoch, 24. April 2024
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Erster geheilter HIV-Patient stirbt an Krebs

Timothy Ray Brown wurde 54 Jahre alt

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Timothy Ray Brown, der als erster Mensch von einer HIV-Infektion geheilt wurde, ist tot. Der als „Berliner Patient“ bekannt gewordene 54-Jährige starb an den Folgen einer Krebserkrankung. Das teilte die International Aids Society (AIS) am Mittwoch mit. Browns Partner Tim Hoeffgen bestätigte dem US-Sender NBC, dass sein Mann am Dienstagnachmittag kurz nach 15.00 Uhr verstorben sei.

Eine Stammzellenbehandlung wegen seiner Leukämie machte Brown immun gegen HIV

Bei Brown wurde 1995 in Berlin eine HIV-Infektion festgestellt. Im Jahr 2006 erkrankte er zusätzlich an Leukämie. Er wurde in der Charité mit Stammzellen behandelt, die durch eine seltene Genmutation gegen den HI-Virus immun waren. Sie führt dazu, dass die Zellen keine CCR5-Rezeptoren bilden. Diese benötigen die meisten HI-Viren, um sich an eine Zelle anzudocken, und zu vermehren.

Diese Immunität ging auf Brown über – 2008 wurde er für geheilt erklärt. Seit 2011 lebte er wieder in den Vereinigten Staaten. Ein Jahr später gründete er die Stiftung „cure for AIDS (Timothy Ray Brown Foundation)“ mit dem Ziel, eine Heilung für Aids zu finden. Im Jahr 2015 zog er nach Palm Springs.

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Vor etwa fünf Monaten sei die Leukämie zurückgekehrt und habe gestreut, so Hoeffgen. Er wurde in seinem Haus im kalifornischen Palm Springs palliativmedizinisch betreut. Hoeffgen beschrieb Brown als „eine glückliche und sanfte Seele“.

Erst zehn Jahre später gab es den zweiten geheilten HIV-Infizierten

Erst im vergangenen Jahr wurde mit Adam Castillejo ein zweiter Patient, der wie Brown neben seiner HIV-Infektion an Blutkrebs litt, für geheilt erklärt. Auch dem „Londoner Patienten“ wurden zur Behandlung der Leukämie Stammzellen von Knochenmarkspendern transplantiert, die diese seltene genetische Veränderung haben.

Eine Heilung von HIV ist, abgesehen von wenigen Einzelfällen, bis heute nicht möglich. Bei Brown und dem „Londoner Patienten“ wurde das Immunsystem durch eine Stammzellentherapie das Immunsystem jeweils neu aufgebaut – mit dieser seltenen Gen-Mutation, die eine HIV-Infektion verhindert.

Im Körper der Patienten waren nur mehr „fossile“ Teile des HI-Virus enthalten

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Erfolg der Stammzelltransplantation als Heilung für HIV, über den erstmals beim Berliner Patienten berichtet wurde, wiederholt werden kann“, so Ravindra Gupta von der University of Cambridge im März. Der Mediziner und sein Team untersuchten zahlreiche Flüssigkeits- und Gewebeproben des „Londoner Patienten“.

Sie fanden in einigen Proben zwar noch Teile des Erbguts von HI-Viren. Dabei dürfte es sich allerdings um „fossile“ DNA-Stränge handeln, die nicht zu einem vermehrungsfähigen Virus gehören. Viele andere Daten, etwa die stark zurückgegangene Anzahl HIV-spezifischer Antikörper, wiesen darauf hin, dass das Virus aus dem Körper des Patienten verschwunden sei, so die Forscher.

Zur Behandlung einer HIV-Infektion werden heute antiretrovirale Medikamente verwendet. Diese können – praktisch ohne Einschränkungen der Lebensqualität – den Erreger in Schach halten und einen Ausbruch von Aids verhindern. Die Virenzahl im Blut ist dabei so gering, dass richtig therapierte HIV-Positive auch bei ungeschütztem Sex nicht mehr ansteckend sind. Mit Hilfe der Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) ist heutzutage auch eine Ansteckung mit HIV in den meisten Fällen vermeidbar.

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