Samstag, 20. April 2024
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Papst unterstützt Eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare

Doch die Ehe will Franziskus immer noch nicht für Lesben und Schwule öffnen

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Papst Franziskus hat sich zum ersten Mal deutlich für eine zivile Eintragung gleichgeschlechtlicher Paare ausgesprochen. Eine Öffnung der Ehe lehnt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche aber weiterhin ab. Trotzdem werden die Aussagen als Meilenstein im Verhältnis der Kirche zu gleichgeschlechtlich liebenden Menschen gesehen.

Lesben und Schwule sind „Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie“

Am Mittwoch wurde auf einem Filmfestival in Rom die Dokumentation „Francesco“ des russischstämmigen US-Regisseurs Jewgeni Afinejewski vorgestellt. In einer Szene sagt der Papst: „Sie sind Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie. Niemand sollte wegen seiner sexuellen Ausrichtung ausgeschlossen oder unglücklich werden.“

„Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht“, so der Papst weiter. Betroffene sollten rechtlich abgesichert sein. Dafür habe er sich auch eingesetzt, so Franziskus. Außerdem sollten Homosexuelle in der Kirche willkommen geheißen werden.

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Offiziell hat der Vatikan die Botschaft des Papstes noch nicht kommentiert

Bereits in der Vergangenheit hatte Franziskus signalisiert, Eingetragene Partnerschaften für schwule und lesbische Paare zu dulden. Nun spricht er sich zum ersten Mal ausdrücklich für ein solches Rechtsinstitut aus. Eine offizielle Stellungnahme des Vatikans zu Franziskus‘ Aussagen gibt es nicht. Ein Sprecher sagte der New York Times, er könne erst etwas dazu sagen, wenn er den Film gesehen hätte. 

Mit seinen Aussagen bestätigt Franziskus eine Haltung, die gerade in Europa und den USA immer wieder von Theologen, Kardinälen und Bischöfen geäußert wurde. 

Noch für Benedikt XVI. waren gleichgeschlechtliche Paare ein „Verstoß gegen das Naturgesetz“

Dass sich der Papst offen für schwule und lesbische Paare ausspricht, kommt einer historischen Wende gleich. Noch Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. hatte betont, dass aus Sicht der Kirche homosexueller Sex eine „schwere Sünde“ und ein „Verstoß gegen das Naturgesetz“ seien.

„Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen“, heißt es in einem Dokument, das Benedikt im Jahr 2002 noch als Kardinal für die Glaubenskongregation mitverfasst hat.

Die Öffnung der (bürgerlichen) Ehe ist für Franziskus aber weiterhin tabu

Eine Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare lehnt Franziskus hingegen ausdrücklich ab – diese hat er auch in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires bekämpft: Als Argentinien die Ehe 2010 für schwule und lesbische Paare geöffnet hat, sprach er unter anderem von einem „zerstörerischen Angriff auf Gottes Plan“ und einem „Schachzug des Teufels“.

Diese Position hat Franziskus nicht geändert. Er betonte schon in der Vergangenheit, dass „es keine Verwechslung zwischen der von Gott gewollten Familie und irgendeiner anderen Art von Verbindung geben darf“. Im Jahr 2016 betonte er, die heterosexuelle Ehe müsse von anderen Verbindungen unterschieden werden.

In dem Dokumentarfilm gibt sich der Papst betont liberal gegenüber Lesben und Schwulen

Trotzdem gibt sich Franziskus im sonstigen Umgang mit gleichgeschlechtlich liebenden Menschen betont liberal. Zu den bewegenden Momenten des Films zählt ein Telefonat des Papstes mit einem schwulen Paar mit drei Kindern. Die beiden Männer hatten Franziskus in einem Brief geschrieben, dass sie sich schämten, ihre Kinder in die Kirche zu begleiten. Sie hätten Angst, in ihrer Pfarre in Rom nicht akzeptiert zu werden.

Franziskus bestärkte das Paar in dem Telefongespräch, ungeachtet eventueller Vorurteile die Kinder in die Kirche zu bringen. Einer der beiden Väter ist Andrea Rubera, Sprecher der christlichen LGBTI-Bewegung „Cammini di speranza“.

Der Dokumentarfilm behandelt viele aktuelle Themen

Bereits kurz nach dem Beginn seines Pontifikats hatte Franziskus gegenüber einem Journalisten gemeint: „Wenn eine Person homosexuell ist, den Herrn sucht und guten Willens ist – wer bin ich denn, um ihn zu verurteilen?“ In einem päpstlichen Schreiben heißt es, moralische Gesetze seien „keine Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft“.

Der neue Dokumentarfilm über Franziskus behandelt in knapp zwei Stunden jene Themen, die in den vergangenen Jahren und Monaten Schlagzeilen machten: Die Coronakrise, Polizeigewalt, Rassismus, Migration, LGBTI-Themen, Frauenemanzipation oder sexueller Missbrauch.

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