HomePolitikEuropaSchikaniert Berliner AfD-Stadtrat einen Amtsarzt, weil er schwul und schwarz ist?

Schikaniert Berliner AfD-Stadtrat einen Amtsarzt, weil er schwul und schwarz ist?

„Sie passen hier nicht. Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen.“

Schwere Vorwürfe gibt es gegen Bernd Geschanowski, den Gesundheitsstadtrat des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick: Der AfD-Politiker soll den stellvertretenden Amtsarzt Denis Hedeler diskriminiert haben – weil er schwul und schwarz ist. Das berichtet der Tagesspiegel. Der Politiker weist die Vorwürfe zurück.

Fachlich ist der Mediziner genau der richtige Mann in den Zeiten der Pandemie

Im Jahr 2018 bewarb sich Hedeler, der aus Kuba stammt und 1997 nach Deutschland kam, als Hygienereferent im Gesundheitsamt von Treptow-Köpenick. Der langjährige Amtsarzt Andreas von Welczeck stellte ihn ein und machte ihn zu seinem Stellvertreter. Doch nach dessen Pensionierung rückte Hedeler nicht nach – der Posten ist bis heute nicht nachbesetzt, die interimistische Leitung hat die Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit übernommen.

Dabei wäre Hedeler gerade in Zeiten der Corona-Epidemie der ideale Kandidat als Leiter des Gesundheitsamtes: Im Gesundheitsamt Bremen hat er zunächst Flüchtlinge betreut und sich nebenher bei „Ärzte ohne Grenzen“ engagiert. Dabei half er 2014 mit, die Ebola-Epidemie in Sierra Leone einzudämmen. Das brachte ihm eine Ehrung der Stadt Bremen und einen Empfang bei der Sozialministerin Niedersachsens ein.

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Hedeler soll seine „Außendarstellung ändern“ – gemeint ist seine Hautfarbe

Im Bezirksamt von Treptow-Köpenick wird Hedelers Engagement offenbar nicht so sehr geschätzt: Er erinnert sich, dass ihn Geschankowski in einem persönlichen Gespräch aufgefordert habe, seine „Außendarstellung zu ändern“. Dabei zeigte er auf seine Haut. „Ich verließ das Büro sofort völlig verärgert und geschockt“, so der Mediziner gegenüber dem Tagesspiegel.

Die Berliner Morgenpost berichtet von einem anderen Termin, in dem Geschanowski dem Mediziner gesagt haben soll: „Sie passen hier nicht. Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen.“

Der AfD-Stadtrat weist die Vorwürfe zurück, die SPD ist empört

Gegenüber der Tageszeitung schweigt AfD-Politiker Geschankowski zu den Vorwürfen. Dem Bezirksamt zufolge bestehe in dieser Personalangelegenheit kein Auskunftsanspruch. Auch gegenüber den Bezirksverordneten schweigt der Gesundheitsstadtrat zu der Causa, spricht von einer „internen Einzelangelegenheit“. Er bestreitet die Beleidigungen und die Benachteiligung des schwarzen Mediziners, der mit einem Mann verheiratet ist.

Klartext spricht hingegen der SPD-Bezirksverordnete Paul Bahlmann: Ausgerechnet während der Corona-Pandemie den wichtigsten und erfahrensten Mitarbeiter zu vergraulen sei „potenziell lebensgefährlich für alle im Bezirk“. Dem pflichtet sein Parteifreund Alexander Freier-Winterweb in der Berliner Morgenpost zu: „Wir erleben zurzeit vielleicht die schlimmste Pandemie unseres Lebens, da erwarte ich, dass der Gesundheitsstadtrat solche Mitarbeiter wie Goldstaub behandelt und dafür Sorge trägt, dass der Mann an Bord bleibt“, ärgert er sich.

Hedeler möchte nun gegen die Ablehnung seiner Bewerbung klagen – er glaubt, aus rassistischen Gründen benachteiligt worden zu sein. Doch das kann er nicht beweisen. Denn für die Ablehnung gibt es kein schriftliches Dokument. Stattdessen hat er es mit Blicken und Gesten zu tun, schroffen Terminsetzungen und Verweisen auf die Rechtslage. „Es geht mir um Gerechtigkeit“, erklärt der Mediziner.

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