Freitag, 29. März 2024
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Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland leicht gestiegen

Etwa 380 Menschen starben letztes Jahr an den Folgen von HIV

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In Deutschland ist die gesamte Zahl der HIV-Neuinfektionen im Jahr 2019 leicht angestiegen. Das geht aus dem Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. So wurden 2.600 Neuinfektionen registriert, das sind rund 100 Fälle mehr als im Vorjahr. Etwa 380 Menschen starben 2019 in Deutschland an den Folgen ihrer HIV-Infektion.

Robert-Koch-Institut fordert mehr Tests und leichteren Zugang zur Therapie

„Dieser leichte Anstieg der Infektionszahlen zeigt, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, insbesondere um die Testangebote zu verbessern und den Zugang zur Therapie für alle in Deutschland mit HIV lebenden Menschen zu gewährleisten“, so RKI-Präsident Lothar H. Wieler.

Auch die Zahl der Menschen, die von ihrer HIV-Infektion nichts wissen, bleibt hoch. Durch die Corona-Krise könnten diese Zahlen sogar noch steigen, befürchtet die Deutsche Aids-Hilfe (DAH). So lebten Ende 2019 etwa 10.800 Menschen in Deutschland mit einer HIV-Infektion, ohne davon zu wissen – teilweise seit Jahren.

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Späte HIV-Diagnosen erschweren die Behandlung

Etwa ein Drittel der HIV-Diagnosen erfolgt erst, wenn bereits eine schwere Erkrankung auftritt. Bei den Spätdiagnosen liegt die Sterblichkeit deutlich höher. So bricht in Deutschland bei 1.100 Menschen Aids aus oder sie erleiden einen schweren Immundefekt, obwohl es vermeidbar wäre. 

„Diese Zahlen können uns nicht zufrieden stellen“, so DAH-Vorstand Sven Warminsky: „Es wäre möglich, deutlich mehr HIV-Infektionen und schwere Erkrankungen zu verhindern.“

Corona-Krise reißt Lücken in die HIV-Testangebote

Allerdings drohen jetzt Rückschritte, warnt der DAH-Vorstand. Die Corona-Krise reiße Lücken in die Testangebote: „Es gilt jetzt dringend, mit zusätzlichen Ressourcen gegenzusteuern – denn die Corona-Pandemie wird uns noch erhalten bleiben und darf nicht dauerhaft die Maßnahmen gegen HIV behindern.“

Die Stagnation bei den Spätdiagnosen bezeichnet Warminsky als „tragisch“: Hier müssten die Anstrengungen verstärkt werden, etwa durch Fortbildungen für Ärztinnen und Arzte, die oft eine HIV-Infektion nicht als Krankheitsursache in Betracht ziehen.

Anteil der entdeckten HIV-Infektionen liegt unter dem Zielwert der UNO

Denn je früher eine HIV-Infektion entdeckt wird, umso besser kann sie behandelt werden und umso besser lässt sich die Gesundheit erhalten. Auch ist HIV bei einer erfolgreichen Therapie nicht mehr übertragbar. Derzeit sind in Deutschland allerdings nur 88 Prozent der HIV-Infektionen auch diagnostiziert – das Ziel der Vereinten Nationen für 2020 wären 90 Prozent gewesen, von denen 90 Prozent eine Therapie erhalten und bei denen 90 Prozent das Virus nicht mehr im Blut nachweisbar sei.

Zumindest bei den beiden letzten Werten übertrifft Deutschland die Ziele der Vereinten Nationen: So werden 96 Prozent der Infizierten therapiert, und bei ebenfalls 96 Prozent der Therapierten ist HIV im Blut nicht mehr nachweisbar.

Unter schwulen und bisexuellen Männern sinkt die Rate der Neuinfektionen langsam, aber stetig

Unter Männern, die Sex mit Männern haben, ist die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren konstant gesunken: Gab es 2013 noch 2.200 Ansteckungen, waren es 2019 nur mehr 1.600 Menschen. Damit machen schwule und bisexuelle Männer noch immer 60 Prozent der Neuinfektionen aus.

Um die Zahl der Ansteckungen unter Männern, die Sex mit Männern haben, weiter zu senken, müsse die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), die vor einer HIV-Infektion schützt, bekannter und allen Menschen zugänglich gemacht werden, fordert die DAH. Derzeit nutzten rund 17.500 Menschen die PrEP, aber gerade in kleineren Städten und ländlichen Regionen gebe es teilweise keine Möglichkeit, sich die PrEP verschreiben zu lassen.

Beim intravenösen Drogenkonsum steckten sich letztes Jahr etwa 360 Menschen mit dem HI-Virus an, bei heterosexuellen Kontakten waren es etwa 650 Ansteckungen.

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