Samstag, 20. April 2024
HomeNewsChronikBehinderten beim Sexdate ausgeraubt und ermordet: Lebenslang für 29-Jährigen

Behinderten beim Sexdate ausgeraubt und ermordet: Lebenslang für 29-Jährigen

„Es war ihm wurscht, was mit dem Opfer passiert“

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

In Kempten im Allgäu ist ein 29-Jähriger zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, weil er einen bisexuellen Pflegebedürftigen ausraubte und dabei seinen Tod in Kauf nahm. „Es war ihm wurscht, was mit dem Opfer passiert“, so der Vorsitzende Richter Christoph Schwiebacher bei der Urteilsverkündung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Über ein Fakeprofil nahmen der Angeklagte und sein Komplize Kontakt mit dem 50-Jährigen auf

Kennengelernt hatten sich der 29-jährige Karam A., ein 2015 nach Deutschland geflüchteter Syrer, und Helmut K., ein 50 Jahre alter ehemaliger Koch, über ein Fakeprofil des Mannes auf dem Datingportal PlanetRomeo. Der 50-Jährige lud den jüngeren Mann zu einem Sexdate in seine Wohnung in Kaufbeuren ein. Dort fesselte der 29-Jährige sein Opfer und beraubte ihn. Der Staatsanwaltschaft zufolge erbeutete er 3.500 Euro Bargeld, Schmuckstücke und Münzen.

Das Opfer hatte bereits fünf Herzinfarkte hinter sich, war fast blind und saß im Rollstuhl. Er starb Stunden nach der Tat qualvoll, weil der Knebel seine Zahnprothese in den Rachen gedrückt hatte. Der Angeklagte wusste vom schlechten Gesundheitszustand des Mannes – er nahm dem Gericht zufolge also den Tod von Helmut K. in Kauf. Der Richter verurteilte Karam A. deshalb wegen gemeinschaftlichen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub mit Todesfolge zur lebenslangen Haftstrafe.

- Werbung -

Der 29-Jährige schob die Tat auf seinen Komplizen – der sich in der Zelle das Leben genommen hat

Der 29-Jährige bestritt die Tat. Er sei nie in der Wohnung des Mannes gewesen, behauptete er. Stattdessen habe der 21-jährige Hazem K., der das spätere Opfer über eine Nachbarschaftshilfe zwei Jahre lange betreut hatte, den Raub aus Geldnot geplant und ausgeführt. Er sei von ihm gezwungen worden, ihm dabei zu helfen und sei „hundertprozentig unschuldig“, sagte er vor Gericht.

Seine DNA sei nur deshalb in der Wohnung des Opfers gefunden worden, weil Hazem K. dort seine Handschuhe benutzt und so die Ermittler ausgetrickst habe – eine Erklärung, die der Richter dem Angeklagten nicht abnahm und als „Märchen aus 1001 Nacht“ bezeichnete.

Hazem K. kann dazu nichts mehr sagen: Er hat sich Anfang August in der Untersuchungshaft das Leben genommen. Zuvor soll er deutlich gemacht haben, dass nicht er, sondern der Angeklagte für den Tod des schwer beeinträchtigten Mannes verantwortlich sei. Er habe in dem 50-Jährigen einen Ersatzvater gesehen und dessen Tod nicht gewollt, heißt es.

Ebenfalls verurteilt wurde ein jüngerer Bruder des Angeklagten: Der 23-Jährige hatte einen Teil der Beute bei sich zu Hause versteckt. Er gestand vor Gericht und bedauerte die Tat. Wegen Begünstigung und Hehlerei bekam er eine Bewährungsstrafe von acht Monaten.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner