Freitag, 29. März 2024
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Nach schwulenfeindlichem Rap: Chef der Südtiroler Schützen tritt zurück

Kritik am "Mamma Tirol" Video kam auch aus den eigenen Reihen

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Die Aufgabe des Südtiroler Schützenbundes ist die „Erhaltung der Heimat, die Traditionspflege und der Väterglaube am Herzen liegen“, wie es auf seiner Homepage heißt. Doch gehören dazu auch Rassismus, Schwulen- und Frauenfeindlichkeit? Ein Rap-Video des Südtiroler Landesschützenkommandanten Jürgen Wirth Anderlan sorgte nicht nur südlich des Brenners für Aufregung und Verwunderung – und auch für Konsequenzen.

„Im Park vor meinem Haus liebt der Dieter den Peter“, rappt der Landesschützenkommandant

„Sie werden immer mehr diese Heimatverräter, nicht mal Respekt vor ihren eigenen Vätern. Sie kennen nicht den Ander, dafür die Greta. Im Park vor meinem Haus liebt der Dieter den Peter“, rappte der 49 Jahre alte Wirth Anderlan in seinem „Mamma Tirol“-Video mit einem Glas Lagrein Riserva in einem tiefen, dunklen Keller.

Später heißt es dann: „Coolnessmäßig platzt das Land aus allen Nähten, aber wo sind die Typen, die unsre Werte noch vertreten? Migranten, Studenten und viele Propheten vergessen ihre Wurzeln und retten Planeten“. Das Video wurde zu Silvester auf der Website des Schützenbundes veröffentlicht. Auf YouTube erreichte es schnell 50.000 Views, bevor es wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten gesperrt wurde. 

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Die Inhalte seien „nicht zu vertreten“, heißt es aus Innsbruck

Doch schon bald sorgten die Zeilen auch im eigenen Verband für Unbehagen. „Über den Stil kann man sicher diskutieren, aber ich maße mir nicht an, mich über meinen Nachfolger zu äußern“, gab sich Anderlans Vorgänger Elmar Thaler gegenüber der Tiroler Tageszeitung (TT) betont zurückhaltend.

Deutlichere Worte kamen da schon von Thomas Saurer, dem Landesschützenkommandanten für das Bundesland Tirol. Er distanziert sich von dem Video seines Südtiroler Kollegen. Es sei nicht „seine Art der Verständigung“, er setze auf Dialog und Einbindung. Problematisch sei für ihn, dass die „nicht zu vertretenden Inhalte“ auch auf die Schützen in Nord- und Osttirol reflektieren würden.

„Der Südtiroler Schützenbund hat sich mit seinem Kommandanten ins Abseits gestellt“, meinte auch der ÖVP-Abgeordnete Hermann Gahr, der dem Südtirol-Ausschuss des Nationalrats vorsteht: „Anderlans Vorgangsweise hat weder Stil, noch ist es der Schützen würdig“, so der Politiker.

Das Video ist mittlerweile offline, Wirth Anderlan zurückgetreten

Mittlerweile ist das Video auch auf der Schützenbund-Homepage gelöscht worden, Wirth Anderlan hat sich entschuldigt: „Es tut mir leid, wenn das Video missverstanden worden ist“, betonte er noch am Mittwoch: „Rassismus, Frauenfeindlichkeit bzw. Homophobie waren nie mein Ansinnen bei der Erstellung dieses Werkes und entsprechen nicht meiner Einstellung.“

So richtig distanzieren wollte er sich von seinem Werk, das er in einer „ehrenamtlichen Privatinitiative“ geschaffen hatte, zuänchst nicht: „Jeder, der ihn liest, wird erkennen, dass er nicht von dem abweicht, was ich seit meinem Amtsantritt auch an anderer Stelle gesagt habe“, betonte Wirth Anderlan. 

Doch am Freitag musste der 49-Jährige, der sich auch gern als „Südtiroler Easy Rider“ inszeniert, die Konsequenzen für seinen Rap tragen: Er trat „nach eingehender Diskussion“ von seinem Amt als Südtiroler Landesschützenkommandant zurück.

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