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#ihrkönntaufunszählen – 800 Fußball-Profis wollen Kollegen bei Coming Out unterstützen

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“Ihr könnt auf uns zählen” lautet die Überschrift einer bemerkenswerten Aktion im deutschen Profifußball: In der aktuellen Ausgabe des Fußballmagazins 11 Freunde sichern nicht weniger als 800 Profi-Fußballer:innen ihren homosexuellen Mitspieler:innen in einer öffentlichen Solidaritätsaktion volle Unterstützung bei einem Coming Out zu.

„Wir werden euch unterstützen und ermutigen und auch gegen Anfeindungen verteidigen“

„Auch im Jahr 2021 gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Fußballer in den deutschen Profiligen der Männer“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung: „Die Angst, nach einem Coming-out angefeindet und ausgegrenzt zu werden und die Karriere als Profifußballer zu gefährden, ist offenbar immer noch so groß, dass schwule Fußballer glauben, ihre Sexualität verstecken zu müssen.“

#ihrkönntaufunszählen

In der neuen 11FREUNDE Ausgabe #232 stärken Max Kruse und über 800 weitere Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland homosexuellen Spielern den Rücken.⁠ pic.twitter.com/GaWglGW4Or

— 11FREUNDE_de (@11Freunde_de) February 17, 2021

“Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite”, heißt es in dem Appell, den 11 Freunde veröffentlicht hat. 

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Max Kruse: “Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draußen schützen”

“Wenn sich einer meiner Kollegen outen würde, würde ich ihn vor den Idioten draußen schützen”, wird beispielsweise Max Kruse vom 1. FC Union Berlin zitiert. Er gehört genauso zu den Unterzeichner:innen wie Jonas Hector vom 1. FC Köln, Niklas Stark von Hertha BSC, Bakery Jatta vom HSV, die Nationalspielerinnen Alexandra Popp und Almuth Schult vom VfL Wolfsburg sowie ganze Bundesliga-Mannschaften.

Hector, Kapitän des 1. FC Köln, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Charta des Bundesligisten, in der es heißt: „Herzlich willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands – egal, woher du kommst, was du glaubst, was du hast oder bist, wie du lebst und wen du liebst.“

Kein Zwang zum Coming Out – aber auch kein Grund dagegen

Im Manifest heißt es weiter, ein Coming Out sei “die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung und Solidarität sicher sein kann”, betonen sie: Niemand sollte dazu gedrängt werden – aber eben auch nicht aufgrund der Umstände daran gehindert.

Dieses Engagement ist genauso wichtig wie bemerkenswert: Denn in den deutschen Profi-Fußball-Ligen gibt es noch immer keinen offen schwulen Spieler. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, einst bei Wolfsburg und Everton und heute Sportvorstand des VfB Stuttgart, hat sich nicht ohne Grund erst 2014 nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn geoutet.

Hat diese Aktion nun den Stein ins Rollen gebracht?

Dass 800 Profi-Fußballer:innen mit ihrem Namen und ihren Gesichtern erklären, dass queere Kolleg:innen sich auf ihren Rückhalt verlassen können, ist wohl einmalig in der Geschichte des Profi-Fußballs. Mittlerweile haben auch zahlreiche Twitter-User:innen unter dem Hashtag #ihrkönntaufunszählen ihre Solidarität bekundet.

Damit ist das Manifest ein wichtiger Schritt in Richtung diskriminierungsfreier Fußball – und es könnte den Boden ebnen für eine Aktion wie #actout unter Schauspieler:innen, wo sich 180 von ihnen gemeinsam im Magazin der Süddeutschen Zeitung öffentlich geoutet haben – weil sie es satt hatten, sich für bessere Rollen verstellen zu müssen.

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