Freitag, 29. März 2024
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[Video] Zu LGBTI-freundlich: Ungarische Medienbehörde ermittelt gegen RTL-Ableger

Spot über Regenbogenfamilien könnte Kinder verderben, so die Medienbehörde

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Weil er im Programm zu LGBTI-freundlich ist, bekommt der beliebteste Privatsender Ungarns nun Probleme: Weil RTL Klub den Clip einer Kampagne gegen Homophobie ausgestrahlt hatte, gibt es nun ein Verfahren der staatlichen Medienaufsicht NMHH wegen Kindesgefährdung. Das berichtet die ungarische Website index.hu.

Die Regenbogenfamilien-Spots würden die Jugend gefährden, so die Medienbehörde

Der Sender hatte mehrere Male fünfminütige Spots der LGBTI-Organisation Háttér Társaság ausgestrahlt, in denen über die Diskriminierungserfahrungen von Regenbogenfamilien gesprochen wird. In den Clips der Kampagne „Familie ist Familie“ kamen neben schwulen Vätern und lesbischen Müttern auch Lehrer:innen und Soziolog:innen zu Wort. RTL Klub hatte Háttér Társaság die Sendezeit dafür kostenlos zur Verfügung gestellt.

Der Kurzfilm wurde gedreht, nachdem die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán unter anderem in der Verfassung verankert hatte, dass in einer Familie der Vater ein Mann und die Mutter eine Frau sein müsse. Nun wirft die ungarische Medienaufsicht RTL Klub vor, vor 21 Uhr „jugendgefährdendes Material“ gesendet zu haben. Die Behörde verweist auch auf das ungarische Mediengesetz, dem zufolge Fernsehsender in Ungarn „für Respekt für die Institution der Ehe und die Familie werben“ müssten – womit in unserem Nachbarland nur heterosexuelle Familienformen gemeint sind.

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Solche Verfahren sollen Angst unter ungarischen Medien schüren

Das sorgt jetzt für Ärger: „Dieses Kampagnenvideo war ein wichtiger Teil des sozialen Dialogs und enthielt keine Elemente die Minderjährigen in irgendeiner Weise schaden würden. Das Ziel ist, LGBT-Organisationen zum Schweigen zu bringen und jegliche gesellschaftliche Debatte über dieses Thema im Keim zu ersticken“, so Háttér-Társaság-Sprecher Tamás Dombos in den RTL-Nachrichten. Der Sender betont, dass die Ausstrahlung des Clips nicht illegal war.

Bereits in der Vergangenheit hatte die LGBTI-Organisation davor gewarnt, dass viele Medien in Ungarn aus Angst vor solchen Sanktionen bereits Selbstzensur betreiben, und deshalb LGBTI-Themen aus ihrer Berichterstattung ausklammern. Mit dem nun angestrengten Verfahren soll nun wohl auch ein Zeichen in diese Richtung gesetzt werden. Denn vor zwei Jahren hatte der staatliche Rundfunk „Homo-Heilungen“ 45 Minuten lang gelobt – ohne Konsequenzen der Behörden.

Der Sender RTL Klub wurde 1997 gegründet und ist der erfolgreichste Privatsender Ungarns. Er gehört zu 80 Prozent der RTL Group, die in Luxemburg und Köln ansässig ist. Im deutschen Sprachraum ist er unter anderem mit der Mediengruppe RTL (RTL, Vox, ntv) vertreten.

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