Dienstag, 23. April 2024
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Sexuelle Minderheiten leiden in der Corona-Krise besonders oft an Einsamkeit

Empfehlung der Experten: Hausärzte sollen queere Patienten gezielt fragen, ob sie einsam sind

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Angehörige sexueller Minderheiten belasten die Corona-Maßnahmen überdurchschnittlich stark. Das geht aus ersten Ergebnissen einer Studie der Berliner Charité hervor.

Insgesamt wurden mehr als 6.000 Personen befragt

Bereits beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatte die Charité unter Professor Wolfram Hermann eine entsprechende Untersuchung durchgeführt. Damals hatten 2.641 Personen einen Fragebogen, der sich speziell an die queere Community gerichtet hatte, ausgefüllt. Gut 80 Prozent der Befragten gaben an, Teil der Community zu sein. Das Ergebnis: Lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter und asexuelle Menschen litten überdurchschnittlich oft an Einsamkeit.

Ähnliche Schlüsse lässt eine zweite Befragung zu, an der sogar 4.143 Menschen teilgenommen hatten. Mit Hilfe des De Jong Gierveld Short Scale, eines standardisierten Fragebogens, versuchten die Forscher:innen erneut, Einsamkeit zu messen. Dabei zeigte sich, dass die Einsamkeit bei der zweiten Befragungswelle höher war als bei der ersten.

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Besonders asexuelle Menschen, trans Personen und nicht-binäre Menschen sind betroffen

Bei der Gruppe der sexuellen Minderheiten waren asexuelle Menschen, trans Menschen und nicht-binäre Menschen besonders betroffen, auch wenn die in Beziehungen lebten. Neben den Angehörigen sexueller Minderheiten sind der Studie zufolge auch Singles, Alleinwohnende und unter 65-Jährige während der Corona-Pandemie besonders von Einsamkeit betroffen.

Das sei gefährlich, weil Einsamkeit klar mit einer erhöhten Depressivität assoziiert sei, so die Forscher:innen der Charité. Hintergrund dieser Probleme sei eine deutlich messbare Abnahme persönlicher sozialer Kontakte: Diese hätten während des ersten Lockdowns deutlich abgenommen, und sich während des zweiten Lockdowns noch einmal leicht reduziert.

Weniger Kontakte als Cis-Heterosexuelle

LGBTIA-Teilnehmer:innen hätten dabei insgesamt etwas weniger Kontakte als cis-heterosexuelle Vergleichspersonen. „Es zeigt sich in der ersten Welle eine Verschiebung der Kontakte hin zu Eltern und Geschwistern, wobei die Kontakte zu Eltern und Geschwistern in der zweiten Welle wieder niedriger waren“, so die Charité: „Insgesamt wird deutlich, dass cis-hetero Teilnehmer*innen häufiger mit Eltern und Geschwistern Kontakt hatten als LBGTIA+-Teilnehmer*innen.“

Besonders Menschen, die schon vorher psychische Probleme hatten, würden durch die Pandemie belastet. So gaben etwa Teilnehmer:innen, die sich während der Befragung in Psychotherapie befanden, an, dass diese während der Pandemie seltener stattfand oder langfristig ausfiel.

„Insbesondere asexuelle, trans und non-binäre Menschen sollten digitale Unterstützungs- und Vernetzungsangebote als Mittel gegen Einsamkeit angeboten werden. Hausärzt*innen sollten bei Patient*innen, die sich zurzeit in Psychotherapie befinden, nachfragen, ob diese aktuell ausreichend stattfindet“, so die Schlussfolgerung der Forscher:innen. Hausärzt:innen sollten bei queeren Patient:innen gezielt nach Einsamkeit fragen.

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