Dienstag, 23. April 2024
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Einzige LGBTI-Organisation des Irak ist bedroht

Islamistischer Abgeordneter hetzt gegen Rasan und fordert die Auflösung des Vereins

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Der einzigen LGBTI-Organisation in der südkurdischen Autonomieregion im Nordirak droht das Aus: Wie die kurdische Nachrichtenagentur ANF berichtet, möchte der Parlamentsabgeordnete Omar Gulpi von der islamistischen Partei Komal die Organisation Rasan, die sich für die Rechte sexueller Minderheiten einsetzt, verbieten.

Ein islamistischer Abgeordneter hetzt gegen die Organisation

Auch, wenn einvernehmliche gleichgeschlechtliche Handlungen im Irak nicht unter Strafe stehen, ist Homosexualität in der Gesellschaft noch immer ein Tabuthema. Gulpi hat deshalb den Verein im Februar wegen „Unmoral“ angezeigt sowie mit einer Unterschriftenaktion den Entzug der Vereinslizenz und die Schließung des Büros von Rasan gefordert.

Für den Abgeordneten ist Homosexualität eine „Verletzung des öffentlichen Anstandes“. Seit Wochen hetzt er auch im nationalen Fernsehen gegen sexuelle Minderheiten und ruft damit zu Gewalt gegen die LGBTI-Gemeinde auf. Dabei trifft er auf fruchtbaren Boden: So habe es bereits mehrere Übergriffe auf queere Menschen gegeben, berichtet Rasan.

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Ein Ende von Rasan wäre eine Katastrophe für die Community im gesamten Irak

Die Aktivist:innen werden zur Zielscheibe von Extremisten – die einzige derzeit aktive und präsente LGBTI-Organisation im Irak hat deshalb Probleme, ihrer Arbeit nachzugehen und Betroffenen zu helfen. Würde Rasan seine Arbeit einstellen, wäre das für Aktivist:innen und andere Organisationen, die meist im Verborgenen agieren, ein fatales Zeichen.

Darum hat auch Rasan eine Unterschriftenaktion auf change.org ins Leben gerufen. „Wir müssen so viele Unterschriften wir möglich sammeln und diese der Direktion für NGOs vorlegen, um ihnen zu zeigen, dass wir wollen, dass Rasan sich weiter für die LGBT+-Community einsetzt“, heißt es auf der Seite zur Unterschriftenaktion.

Rasan wurde 2004 als feministische Frauenorganisation gegründet, erweiterte im Jahr 2012 ihr Aktionsfeld unter anderem auf den Kampf für Gendergerechtigkeit. Damit wurde sie zur ersten Organisation im Irak, die sich für gleiche Rechte für LGBTI-Personen und gegen deren Diskriminierung einsetzt. Außerdem fordert der Verein die Ächtung der Gewalt gegen Frauen sowie der Pathologisierung und Diskriminierung sexueller Minderheiten.

Ächtung, Verfolgung oder Ermordung für Angehörige sexueller Minderheiten

Die Lage sexueller Minderheiten im Irak ist prekär – auch, wenn Homosexualität im Irak nicht gesetzlich verboten ist. So werden sexuelle Minderheiten immer wieder aufgrund der ungenau formulierten Vorschriften verfolgt, verhaftet und verurteilt. In der Bevölkerung wird Homosexualität oft als unvereinbar mit Religion und Kultur betrachtet.

Sexuelle Minderheiten leben ihre Orientierung oder Identität oft nur heimlich aus. Das Risiko für die Betroffenen, geächtet, verfolgt, gefoltert oder ermordet zu werden, ist hoch. Gerade deshalb ist die Arbeit von Rasan so wichtig – und darf nicht von religiösen Extremist:innen oder dem Staat beendet werden.

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