Freitag, 19. April 2024
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Homophobie und Sklavenarbeit: Toni Kroos kritisiert Fußball-WM in Katar

Der Profi-Kicker ist für Proteste auch bei der WM, aber gegen einen Boykott

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Auch in der Fußballwelt wird die Kritik an der Menschenrechtssituation im WM-Gastgeberland Katar immer lauter. Nun hat sich auch der deutsche Fußballweltmeister Toni Kroos zu Wort gemeldet – und unter anderem explizit die Lage für Homosexuelle in dem Emirat kritisiert.

„Dass dieses Turnier dahin gegeben worden ist, das halte ich für falsch“

Kroos, der derzeit bei Real Madrid spielt, kritisierte Katar in dem wöchentlichen Podcast „Einfach mal luppen“, den er gemeinsam mit seinem Bruder Felix betreibt, ungewohnt deutlich. Allein, dass die WM-Endrunde im Advent 2022 dort stattfindet, sei ein grundsätzlicher Fehler: „Dass dieses Turnier dahin gegeben worden ist, das halte ich für falsch“, so der 31-Jährige.

Katar sei „kein Fussball-Land in dem Sinne“, wo es „logisch ist, dass es eine WM gibt“. Rund um die Vergabe gibt es bis heute massive Korruptionsvorwürfe um das FIFA-Exekutivkomitee rund um den ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter, Franz Beckenbauer und Michel Platini.

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Kroos für Proteste, damit auf die Missstände aufmerksam gemacht wird

Außerdem sprach er sich für Protestaktionen auch während des Turniers aus. Die Zeit zum Handeln sei gekommen, so der Profi-Fußballer. „Ich glaube eher, dass es wichtig ist, auf die Probleme noch mal extrem aufmerksam zu machen, ja vielleicht auch im Vorfeld oder auch während so einem Turnier, so dass sich vielleicht daraus was verbessern kann“, so Kroos.

In der Kritik ist Katar unter anderem wegen der Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien. Recherchen der britischen Tageszeitung The Guardian zufolge sind mehr als 6.500 Arbeiter, vor allem aus Asien, beim Bau der Austragungsorte für die Fußball-WM ums Leben gekommen. Auch Kroos thematisiert in seinem Podcast, dass viele „einfach so ein pausenloses Arbeiten haben bei teilweise 50 Grad Hitze“.

Die Bauarbeiter in Katar würden „da einfach auch unter mangelnder Ernährung leiden, fehlendes Trinkwasser, was gerade bei den Temperaturen ein Wahnsinn ist“, so Kroos weiter. Er prangert in seinem Podcast auch eine „gewisse Gewalt“ an, die „an den Arbeitenden ausgeführt wird“. Diese Arbeitsbedingungen müsse man „beim Namen nennen“, fordert Kroos.

Katar verteidigt seine Strafen für Homosexualität – Kroos kritisiert sie

Und er ergänzt: „Aber es gibt ja auch den einen oder anderen Punkt, sage ich mal, es gibt ja nach wie vor beispielsweise, dass Homosexualität in Katar unter Strafe steht und auch verfolgt wird.“ Derzeit drohen in Katar für einvernehmliche gleichgeschlechtliche Handlungen bis zu fünf Jahren Haft. Ein Umstand, den der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter 2010 damit kommentierte, dass homosexuelle Fans bei einem Besuch der WM eben auf Sex verzichten sollten. Der Cheforganisator der Weltmeisterschaft forderte noch 2019 Fans auf, die LGBT-feindliche Kultur Katars zu akzeptieren.

Ein Boykott würde allerdings die Probleme wie LGBT-feindliche Gesetze im Emirat oder die mangelhaften Arbeitsbedingungen wohl nicht lösen, so der 101-fache deutsche Nationalspieler in dem Podcast. Die Boykott-Frage werde „eigentlich auch viel zu spät diskutiert“, bemerkte er. Allerdings: „Was man allgemein sagen kann, und das ist auch wichtig, dass der Fussball natürlich auf die Probleme aufmerksam machen muss, auch mit der Reichweite und auch immer wieder“, so Kroos.

Die FIFA reagiert auf solche Kritik ausweichend: Man glaube „an die Meinungsfreiheit und an die Kraft des Fußballs, den positiven Wandel voranzutreiben“, heißt es aus dem Hauptquartier in der Nähe von Zürich, und weist darauf hin, dass sich die Arbeitsbedingungen bereits verbessert hätten.

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