Freitag, 29. März 2024
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Berlin: Weniger Gewalt gegen LGBTI, aber mehr Hass im Netz

Die Zahl der gemeldeten Übergriffe im Internet hat sich mehr als verdoppelt

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Gemischt fällt die Bilanz des Berliner Antigewaltprojekts Maneo über das Corona-Jahr 2020 aus: So ist die Zahl der gemeldeten LGBTI-feindlichen Übergriffe im letzten Jahr zwar deutlich gesunken – dafür wurden mehr als doppelt so viele Beleidigungen im Netz gemeldet. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Durch Corona-Beschränkungen sank die Zahl der Übergriffe – dafür mehr Fälle in der Familie

Die Zahl der homo- und transfeindlichen Gewalttaten sank demnach von 559 auf 510 um 8,8 Prozent. Dieser Rückgang sei allerdings auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kontaktreduzierungen zurückzuführen, so Maneo. Außerdem gehe man weiter davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der Taten nicht gemeldet werden. Durch die Corona-Beschränkungen steig allerdings die Zahl der gemeldeten Fälle aus dem Wohnumfeld: Waren 2019 noch zwölf Prozent der Meldungen dem familiären Umfeld zuzuordnen, ist diese Zahl im Vorjahr auf 16 Prozent angestiegen.

Ein Großteil der gemeldeten Fälle, insgesamt 45 Prozent, waren Beleidigungen. Das ist ein Anstieg um mehr als 22 Prozentpunkte. Grund für diesen Anstieg waren vor allem Übergriffe im Internet. Diese hätten sich dem Bericht zufolge von 42 auf 106 mehr als verdoppelt. „Die pandemiebedingten Rückgänge bei den gewalttätigen Übergriffen werden scheinbar durch Beleidigungen und Bedrohungen online kompensiert“, so Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen anlässlich der Präsentation des Jahresberichts.

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Viele Vorfälle ereigneten sich auf offener Straße

Rückgängig waren hingegen die meisten anderen Kategorien. So machten Nötigungen und Bedrohungen 27 Prozent der Meldungen aus, sechs Prozent weniger als 2019. 23 Prozent der gemeldeten Fälle waren Körperverletzungen, fast vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Viele davon ereigneten sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit – oft auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Prozent der Übergriffe, die gemeldet wurden, waren Raubstraftaten, ein Rückgang um mehr als drei Prozentpunkte.

„Der Maneo-Report führt uns immer wieder vor Augen, dass die Regenbogenhauptstadt Berlin auch Schattenseiten hat“, so Behrendt. 72 Prozent der Fälle richteten sich demnach gegen schwule und bisexuelle Männer. 198 Fälle trugen sich auf offener Straße zu, das sind 84 weniger als im Vorjahr. Am meisten Übergriffe gab es Maneo zufolge in Schöneberg, wo sich auch der Regenbogenkiez befindet. Dort wurden 11 Prozent der Meldungen verortet. Je zehn Prozent der Meldungen kamen aus Neukölln und Kreuzberg, in Mitte waren es neun Prozent.

Behrendt verwies darauf, dass Berlin letztes Jahr die Ansprechpersonen für LGBTI in die bei der Staatsanwaltschaft neu geschaffene Zentralstelle Hasskriminalität integriert habe. Außerdem fördert die im Justizressort integrierte „Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung“ Maneo im Jahr 2020 mit 319.000 Euro.

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