Freitag, 19. April 2024
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Regenbogenparade: 150.000 feiern nach einem Jahr Pause

Marsch statt Trucks: Ein Modell für die Zukunft?

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Ein voller Erfolg war am Samstag die 25. Regenbogenparade: Mehr als 150.000 Teilnehmer:innen feierten auf der Wiener Ringstraße nach einem Jahr Corona-Pause trotz rekordverdächtigen 35 Grad im Schatten ein Fest der Freude, Vielfalt und Toleranz. Voran schritten zahlreiche Vertreter:innen der Republik, bei der Abschlusskundgebung gab es ein Grußwort des Bundespräsidenten.

Zahlreiche Polit-Prominenz beim Start

Bei der Eröffnung der Parade, die dieses Jahr unter dem Motto „Stay safe, stay proud“ stand, marschierten gegen 14.00 Uhr zahlreiche Bundespolitiker:innen voran – wie etwa das Grüne Regierungsteam unter Vizekanzler Werner Kogler. Für die SPÖ reihte sich unter anderem Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner oder der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker unter die Mitmarschierenden. Die Route ging traditionell einmal „andersrum“ – also gegen die Fahrtrichtung – um Ring um Kai.

Hinter den Spitzenrepräsentant:innen des Staates gab es dieses Jahr keine Trucks, sondern wie zum Beginn der Regenbogenparade vor 26 Jahren ausschließlich Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Und das tat der Parade gut: Den so frei gewordenen öffentlichen Raum okkupierten die Teilnehmer:innen mit ihren kompakten Bluetooth-Lautsprechern, rund um die Parade legte sich ein deutlicher, aber nicht störender Musikteppich aus vielen verschiedenen Musikrichtungen. Der Empfehlung der Veranstalterin, eine FFP-2-Maske zu tragen, kamen nicht viele Teilnehmer:innen nach.

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Der ganze Ring war Parade – und blieb es auch

Anstelle den Trucks zu folgen, blieb die Parade auf der gesamten Ringstraße und nahm sich die Plätze an der Strecke. Ob am Schwedenplatz, beim Schottentor oder dem Haupttor der Universität – die ganze Ringstraße war Parade. Als die Abschlusskundgebung gegen 17.00 Uhr auf dem Rathausplatz begann, waren die letzten Teilnehmer:innen nach Informationen der Polizei erst bei der Staatsoper, auf dem Rathausplatz standen tausende Menschen bis zum Burgtheater.

Und sie erlebten eine Störaktion offensichtlich rechter Aktivisten: Ausgerechnet während der Gedenkminute, bei der all jener gedacht wird, die aufgrund von Aids und Hassverbrechen nicht mehr mitfeiern können, entrollten drei Männer ein Banner mit der Aufschrift „No Pride Month“ über der Bühne und entzündeten Bengalische Feuer. Die Polizei nahm die Männer nach wenigen Minuten in Gewahrsam, die Stadt Wien prüft eine Besitzstörungsklage gegen die Störer. Über deren Identität ist derzeit nichts bekannt.

Solidarität mit Ungarn und Polen

Eines der Themen der Abschluss-Kundgebung, die von Drag-Queen Tamara Mascara moderiert wurde, war die derzeitige Situation der LGBTI-Community in Ungarn und Polen. So waren auch Vertreter der Budapest Pride nach Wien gekommen. Erst einige Tage vor der Parade hatte das ungarische Parlament seine Version des russischen Gesetzes gegen „Homo-Propaganda“ verabschiedet – die in einigen Punkten noch strenger ist als das Original. Außerdem gab es eine Videobotschaft aus Warschau, wo zeitgleich um 14.00 Uhr der „MarszRowności“ startete.

Eine Videobotschaft gab es auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er stellte darin klar, dass LGBTIQ-Rechte Menschenrechte seien und es in Europa keine Diskriminierung geben dürfe. Den Teilnehmer:innen am Rathausplatz dankte er dafür , diese Vielfalt bei der Vienna Pride so deutlich spürbar gemacht zu haben.

Ein kräftiges Lebenszeichen – aus dem man für die kommenden Jahre viel lernen könnte

Punkt 18.30 Uhr wurde die Demonstration für beendet erklärt. Für Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien, war die Parade ein starkes Zeichen dafür, dass Angehörige sexueller Minderheiten endlich gleiche Rechte bekommen müssen: „Wir brauchen endlich vollen Diskriminierungsschutz in allen Lebensbereichen, vom Kaffeehaus bis zur Wohnungssuche“, forderte sie das Levelling Up im Diskriminierungsschutz, das seit Jahrzehnten von der ÖVP blockiert wird.

Und so hat die Community nach einem Jahr Corona-Pause am Samstag wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Es wurde friedlich gefeiert, die Rettung musste nur vereinzelt einschreiten, um jenen zu helfen, die die Hitze unterschätzt hatten. Der Fußmarsch hat auch der Parade gut getan – die Veranstalter:innen wären gut beraten, diese Erfahrungen in die Paraden der nächsten Jahre mit einfließen zu lassen.

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