Freitag, 19. April 2024
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Apple sperrt beliebte Dating-App Hornet in der Türkei

Nach Gerichtsurteil: Ein weiterer Schlag für die türkische LGBTI-Community

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Der US-Konzern Apple hat in der Türkei die dort extrem beliebte Gay-Dating- und Community-App Hornet aus dem App Store geschmissen. Damit reagiert er auf ein fragwürdiges Gerichtsurteil aus dem letzten Jahr. 

Hornet hat in der Türkei drei Millionen Nutzer

Die Dating-App bietet ihren Nutzern die Möglichkeit – ähnlich wie Instagram – Storys zu posten, einen persönlichen Newsfeed durchzuscrollen, aktuelle Nachrichten zu lesen und sich auch wie in anderen Dating-Apps privat zu unterhalten und zu verabreden. 

Das Gericht hatte festgestellt, dass die schwule Dating-Plattform gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen hätte. Doch welche Personen dadurch wie betroffen seien, könne man der Urteilsbegründung nicht entnehmen, erklärte Digitalexperte Yaman Akdeniz dem Spiegel. Nachdem Apple erst jetzt von den türkischen Behörden über das Urteil informiert worden ist, folgte die Sperre mit zeitlicher Verzögerung. 

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Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht

Für die LGBTI-Community in der Türkei ist die Sperre von Hornet ein weiterer schwerer Schlag: So nutzen nach Angaben von Hornet in der Türkei drei Millionen Menschen die App. Die Webseite der App ist bereits seit einem Jahr in der Türkei nicht mehr erreichbar. Hornet selbst schreibt in einer Mitteilung, dass man mit Apple und den türkischen Behörden an einer Lösung arbeite.  

Doch das könnte ein schwammig formuliertes Gesetz gegen Cyberkriminalität verhindern: Es gibt der Kommunikations- und Telekommunikationsbehörde BTK weitgehend freie Hand beim Sperren nicht-regierungskonformer Webseiten.  

Auch andere Seiten und Apps wurden bereits gesperrt

In den letzten Jahren wurden Angehörige sexueller Minderheiten immer weiter in die Enge gedrängt.  So wurde die Istanbul Pride heuer bereits zum siebenten Mal in Folge verboten. Präsident Recep Tayyip Erdoğan gießt Öl ins Feuer: Er hat letztes Jahr LGBTI-Aktivist:innen beschuldigt, “unsere nationalen und spirituellen Werte” zu untergraben und junge Menschen zu “vergiften”.  

Die im Jahr 1999 entstandene türkische LGBTI-Plattform gabile.com wurde ebenfalls im vergangenen Jahr gesperrt. Auch die weltweit beliebteste schwule Dating-App Grindr ist in der Türkei bereits seit 2013 nicht mehr verfügbar, weil sie “Prostitution und Unzucht enthält” – dagegen kämpfen Aktivist:innen derzeit vor dem türkischen Verfassungsgericht. 

Allerdings gibt es Möglichkeiten, die Sperren zu umgehen – etwa über ein VPN-Netzwerk, das landesspezifische Sperren umgehen kann. Außerdem können User, die Hornet bereits auf ihrem iPhone installiert haben, die App auch weiterhin benutzen. 

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