Österreich ist in der aktuellen Rangliste der LGBTI-freundlichsten Reiseländer auf Platz fünf – und hat im Vergleich zum Vorjahr einen Rang eingebüßt. Das geht aus dem aktuellen „Gay Travel Index“ des Schwulen-Reiseführers Spartacus hervor. Wertvolle Punkte verschenkte die Alpenrepublik bei den Rechten inter- und transgeschlechtlicher Menschen oder einem vollständigen Verbot von „Homo-Heilungen“. Den Spitzenplatz nimmt zum ersten Mal Kanada ein .
Europa erlebt bei LGBTI-Rechten einen Stillstand mit Tendenz nach unten
Überhaupt bewegt sich Europa im Gesamtranking eher leicht abwärts. Schweden, letztes Jahr noch auf dem ersten Platz, verlor seine Spitzenposition, da die rechtliche Situation trans- und intergeschlechtlicher Menschen dieses Jahr höher bewertet wurde. Fehlende Gesetze zur Anerkennung des dritten Geschlechts oder verpflichtende psychologische Gutachten kosteten hier wertvolle Punkte. Hier hat Kanada eindeutig die Nase vorne.
Unter den deutschsprachigen Ländern führt Österreich mit seinem fünften Platz, den es sich mit Dänemark, Schweden, Großbritannien und Uruguay teilen muss: Deutschland verbesserte sich dank des Verbots von „Konversionstherapien“ um einen Punkt und liegt mit Australien, Island und Taiwan auf Platz 10. Die Schweiz belegt gemeinsam mit Kolumbien, den Niederlanden und Neuseeland den 14. Rang.
Taiwan ist der Aufsteiger des Jahres
Dass sich Deutschland den zehnten Platz auch mit Taiwan teilt, ist eine kleine Überraschung. Denn das asiatische Land gehört zu den großen Aufsteigern des diesjährigen Rankings. Durch Verbesserungen beim Diskriminierungsschutz, beim Adoptionsrecht und Rechten für trans Menschen kletterte die Insel von Rang 23 auf zehn vor – und ist damit der Vorreiter für LGBTI-Rechte in ganz Asien.
Deutlich verbessert hat sich beispielsweise auch Costa Rica: Durch die Öffnung von Ehe und Adoption landete das mittelamerikanische Land dieses Jahr im „Spartacus Gay Travel Index“ auf Rang 32, im Vorjahr hatte es noch den 56. Platz erreicht.
Keine Verbesserung auf den letzten Plätzen der Liste
An den untersten Plätzen gibt es keine Verbesserungen – dafür haben die Redakteur:innen eine Datenbereinigung vorgenommen: Denn da in Ländern wie Saudi-Arabien, Somalia oder Tschetschenien Homosexualität grundsätzlich verboten ist, spielt auch das Schutzalter keine Rolle und wurde auf den Standardwert null gesetzt.
Das Bewertungssystem des „Spartacus Gay Travel Index“ ist umstritten: So werden Kategorien erfasst, die für LGBTI-Reisende eine untergeordnete Rolle spielen, wie etwa ein Verbot von „Konversionstherapien“. Positive Punkte gibt es für „Gay Marketing“ – also dafür, dass es Werbegeld gibt, wovon auch der Herausgeber des Index profitieren kann. Dass es für „gesetzliche Verfolgung und Strafen“ negative Punkte gibt, bezeichnen wiederum die LGBTI-Communities in einigen der betroffenen Länder als rassistisch und einseitig.