Dienstag, 23. April 2024
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Weniger HIV-Infektionen unter Männern, die Sex mit Männern haben

Neben den Corona-Ausgangsbeschränkungen hat der Rückgang noch einen weiteren Grund

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Die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen im letzten Jahr ist in Deutschland deutlich gesunken. Das berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Der gesamte Rückgang geht dabei auf Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, zurück.

Weniger HIV-Infektionen durch Corona-Einschränkungen und PrEP

So haben sich im Jahr 2020 den Schätzungen des RKI zufolge etwa 2.000 Menschen neu mit HIV infiziert. Das sind rund 300 weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang deckt sich mit den Infektionszahlen von MSM: Haben sich 2019 noch 1.400 schwule und bisexuelle Männer in Deutschland mit HIV infiziert, waren es 2020 nur mehr 1.100.

Damit sinkt der Anteil von MSM bei den HIV-Neuinfektionen von über 60 auf 55 Prozent. Für das RKI hat dieser Rückgang vor allem zwei Gründe: Auf der einen Seite hat es während der Corona-Pandemie weniger Sexualkontakte gegeben – und damit auch weniger Risiken für eine Ansteckung mit HIV.

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Auf der anderen Seite dürfte die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) greifen. Dabei handelt es sich um Medikamente, mit denen sich HIV-Negative vor einer Ansteckung schützen können. Wie hoch dieser Effekt ist, kann das RKI allerdings nicht verlässlich sagen. In Deutschland wird die PrEP seit zwei Jahren von der Krankenkasse bezahlt. 

Deutsche Aids-Hilfe fordert Ausbau der PrEP

Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) fordert deshalb einen Ausbau der PrEP, vor allem außerhalb der Ballungszentren. „Nicht alle Menschen, die sich mit PrEP schützen könnten, haben Zugang und sind mit dieser Möglichkeit bereits vertraut. In der Prävention werden wir noch breiter auf potenzielle Nutzer*innen zugehen“, so DAH-Vorstandsmitglied Sylvia Urban.

Das RKI macht aber auch auf einen dritten Grund aufmerksam, der zu einer geringeren Anzahl von HIV-Diagnosen führt: So gab es 2020 durch die Corona-Krise auch deutlich weniger Routineuntersuchungen, bei denen eine HIV-Infektion gefunden werden hätte können.

Bei anderen Bevölkerungsgruppen steigt die Zahl der Neuinfektionen

Bei den anderen Personengruppen gibt es bei den Infektionszahlen einen Anstieg auf niedrigem Niveau: Den Schätzungen des RKI zufolge steckten sich letztes Jahr etwa 370 Menschen beim intravenösen Drogenkonsum mit HIV an. Diese Zahl steigt seit etwa zehn Jahren leicht. Durch heterosexuellen Sex stecken sich etwa 530 Menschen an. Hier gibt es seit 2013 einen leichten Anstieg.

Damit stieg die Zahl der HIV-Infizierten in Deutschland Ende 2020 auf etwa 91.400 Menschen. Schätzungen zufolge wissen 9.500 von ihnen nichts von ihrer HIV-Infektion. Diese Zahl ging bei MSM zurück, bei den anderen Gruppen stieg sie an. Oft werden die Diagnosen Jahre nach der Infektion gestellt. Deshalb liefern diese Daten, die auf Modellrechnungen basieren, nur begrenzte Informationen über die Ausbreitung von HIV in Deutschland.

Das 90-90-90-Ziel der UNO hat Deutschland 2020 erstmals erreicht

Mit diesen Zahlen erreichte Deutschland im letzten Jahr alle Vorgaben von UNAIDS, dem Programm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von HIV und Aids, um das 90-90-90 Ziel zu erreichen. Dieses gibt vor, dass 90 Prozent aller Menschen mit HIV eine HIV-Diagnose bekommen haben sollen. 90 Prozent dieser sollen eine lebensrettende antiretrovirale Therapie machen. Und 90 Prozent der Therapierten sollen eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben.

In Deutschland liegt der Anteil der HIV-Infektionen, die antiretroviral therapiert werden, derzeit bei 97 Prozent. Von diesen gelten etwa 96 Prozent als erfolgreich therapiert, das HI-Virus ist also nicht nachweisbar. Im Jahr 2020 wurden erstmals in Deutschland auch etwa 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert – und damit auch dieser Wert knapp erreicht.

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