Freitag, 19. April 2024
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HIV-Entdecker Luc Montagnier ist tot

Er starb im Alter von 89 Jahren

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Der französische Mediziner Luc Montagnier ist tot. Wie das französische Wissenschaftsministerium am Donnerstag bekanntgegeben hat, starb er am Dienstag im Alter von 89 Jahren in Neuilly-sur-Seine. Montagnier gilt als einer der Entdecker des Aids-Erregers HIV. Dafür hat er 2008 gemeinsam mit seiner Kollegin Françoise Barré-Sinoussi den Medizin-Nobelpreis bekommen.

Im Jahr 1983 hat er mit Françoise Barré-Sinoussi erstmals das HI-Virus isoliert

Montagnier und Barré-Sinoussi hatten 1983 das Immunschwächevirus in Proben schwer kranker Patient:innen isoliert und ihre Ergebnisse publiziert – zwei Jahre, nachdem Ärzte in New York und Kalifornien eine Häufung ungewöhnlicher Todesfälle unter jungen Schwulen beobachtet hatten. Ihre Entdeckung bezeichneten sie zunächst als „Lymphadenopathie-assoziiertes Virus“ (LAV).

Diese Entdeckung war auch entscheidend für die Entwicklung von HIV-Tests und moderne Medikamente gegen das Virus – auch, wenn die Wissenschaftscommunity zunächst davon nicht überzeugt war. „Wir hatten gute Ergebnisse, aber die Wissenschaftsgemeinde akzeptierte sie zumindest für ein ganzes Jahr nicht“,  beklagte er später verstimmt.

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Mit US-Virologen Robert Gallo gab es einen erbitterten Streit, wer das Virus entdeckt hatte

Montagnier hatte sich lange mit dem US-amerikanischen Virologen Robert Gallo um die Entdeckung des HI-Virus und damit verbundene Patente gestritten. So hatte der Franzose den ersten HIV-Test ein halbes Jahr vor Gallo zum Patent eingereicht, der US-Amerikaner bekam seinen Test aber früher bewilligt.

Es folgte ein erbitterter Rechtsstreit, inklusive diplomatischer Verwicklungen. Gelöst wurde der Streit 1987 von US-Präsident Ronald Reagan und Frankreichs Premier Jacques Chirac durch einen Vergleich. 

Das Nobelkomitee ging 2008 davon aus, dass das Virus in Frankreich entdeckt wurde – und verlieh den renommierten Preis deshalb Montagnier und Barré-Sinoussi. Gallo wurde in der Begründung mit keinem Wort erwähnt – später gab der US-Amerikaner zu, dass Montagnier der erste gewesen sei, der das Virus entdeckt habe.

In seinen letzten Jahren machte Montagnier durch Verschwörungstheorien von sich reden

In seinen letzten Lebensjahren machte Montagnier allerdings immer mehr mit sehr eigenwilligen Aussagen von sich reden, sie seinem Ruf in der Wissenschaftler-Community schadeten. So behauptete er unter anderem, dass HIV ohne Medikamente mit einer Mischung aus gesunder Ernährung, Antioxydantien und Hygiene besiegt werden könne.

Covid-19 hielt Montagnier für ein Virus, das künstlich im Labor gezüchtet wurde, weil chinesische Forscher:innen einen Impfstoff gegen HIV entwickeln wollten. Auch war er der irrigen Annahme, dass Autismus durch Antibiotika geheilt werden könne.

Montagnier, der rund 20 renommierte Medizinpreise gewinnen konnte und nach seiner Tätigkeit in Paris an Universitäten in New York und Shanghai arbeitete, hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

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