Dienstag, 23. April 2024
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Nach AfD-Angriff: Bundestag solidarisiert sich mit Tessa Ganserer

Beatrix von Storch beleidigt trans Abgeordnete in ihrer Rede

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Eine Welle der Solidarität gibt es mit der Grünen Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer. Nachdem die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch gestern der trans Politikerin ausgerechnet in ihrer Rede anlässlich des Internationalen Frauentags das Frausein abgesprochen hatte, gab es eine Welle der Solidarität mit Ganserer aus den anderen Fraktionen.

Für Beatrix von Storch ist Tessa Ganserer ein Mann mit Rock, Lippenstift und Hackenschuhen

Von Storch nannte Ganserer mit ihrem Deadname und sagte, er sei biologisch und juristisch ein Mann, der „Rock, Lippenstift und Hackenschuhe“ trage. Dass Ganserer über die Frauenquote der Grünen in den Bundestag gekommen sei, sei das „schlicht rechtswidrig“, so die AfD-Abgeordnete. 

Die „Trans-Ideologie“ sei totalitär und „transphob ist offenbar ein anderes Wort für nicht blöd“, behauptete die Politikerin weiter. Es sei ein Unterschied, „ob man sich als Frau verkleidet oder eine Frau ist“, so von Storch, die damit der vielkritisierten Argumentation der Zeitschrift Emma folgt – und daraus folgert: „Hätte sich Robert Habeck im richtigen Moment als Roberta bezeichnet, dann wäre Roberta vermutlich jetzt Bundeskanzlerin“.

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Bereits während der Rede gab es Buh-Rufe für Beatrix von Storch

Bereits während der Rede bekam die AfD-Abgeordnete für ihre Ausführungen Buh-Rufe. Bundestags-Vizepräsidentin Karin Göring-Eckhardt bat die AfD-Abgeordnete „um Respekt vor der Kollegin Tessa Ganserer“, die die Debatte um ihre Person von ihrem Platz im Plenum aus verfolgte.

Deutlicher wurde dann Britta Haßelmann, Fraktionschefin der Grünen. Sie nannte die Rede der AfD-Politikerin niederträchtig: „Es ist homophob und zutiefst menschenverachtend“. Dass jemand über eine Kollegin im Bundestag „so abscheulich und niederträchtig“ spricht, erschüttere sie zutiefst.

„Tessa Ganserer ist eine von uns“

„Ich wende mich an Sie alle: Tessa Ganserer ist eine von uns. Sie ist meine und unsere Kollegin“, machte Haßelmann klar. Sie sei Teil der Frauen, die 59 Prozent der grünen Bundestagsabgeordneten stellten: „Niemand von uns hat darüber zu richten oder darüber zu reden oder darüber zu entscheiden, wie diese Frau ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt.“

Haßelmann wurde während ihrer Rede immer wieder durch den Applaus der demokratischen Parteien unterbrochen. Dafür bedankte sie sich. „Wir sollten zusammenstehen, als demokratische Kräfte“, sagte die Grüne, und bekam dafür noch einmal langen Applaus aller demokratischer Fraktionen – mit Ausnahme der AfD erhoben sich dafür die Abgeordneten von ihren Plätzen.

Scharfe Kritik an der AfD von allen anderen Fraktionen

Auch die anderen Parteien erklärten sich demonstrativ mit Tessa Ganserer solidarisch. FDP-Abgeordnete Gyde Jansen richtete sich in ihrer Rede an die AfD-Abgeordnete und meinte: „Frau von Storch, sie haben sexuelle Identität nicht verstanden. Das ist das Problem“, so die ehemalige Staatsministerin.

Die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär bezeichnete die Reden der AfD zum Internationalen Frauentag als „unterirdisch“: Der Tag sei 111 Jahre alt, wenn man sich die Reden der Rechtspopulisten anhöre, „dann hat man das Gefühl, man ist wieder im Jahr 1911 gelandet“, obwohl die Frauen damals vermutlich aufgeklärter gewesen seien.

Für Karl Lauterbach ist von Storchs Rede „menschenverachtend“

Auch auf Twitter gab es jede Menge Unterstützung für Ganserer. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD nannte von Storchs Rede menschenverachtend und „eine Schande“, da sie Ganserer ihre sexuelle Selbstbestimmung „in beleidigender sarkastischer Art“ öffentlich absprach.

Nyke Slawik, die zweite Grüne trans Abgeordnete im Bundestag, bezeichnete Ganserer auf Twitter als „liebe Kollegin“, die Rede der AfD-Politikerin entlarve „die Menschenfeindlicheit, den Hass und die Demokratiefeindlichkeit“ er AfD.

Johannes Vogel, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, bedankte sich über Twitter bei Britta Haßelmann für ihre klaren Worte und machte klar, er freue sich, dass Tessa Ganserer „Teil der Volksvertretung ist“.

Ganserer zeigte sich in ihrer Rede von den Beleidigungen demonstrativ unbeeindruckt

Kathrin Vogel, queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion, nannte von Storchs Rede auf Twitter eine „unsägliche Attacke“ inklusive Deadnaming und transfeindlicher Hetze. Sie schloss ihren Tweet mit dem Hashtag #WirSind Tessa.

Ganserer hielt übrigens später ihre erste Bundestagsrede anlässlich einer Debatte zur Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. Auf die vorherigen Angriffe auf ihre Person ging sie dabei nicht ein.

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