
Ganz und gar nicht wehrlos waren ukrainische LGBTI-Aktivist:innen letzte Woche in der ukrainischen Großstadt Charkiw, als sie in einem Keller, in dem sich die queere Community traf, eine Gruppe russischer Soldaten fanden: Sie verprügelten die Eindringlinge und hielten sie fest.
“Wir kämpfen gegen einen tyrannischen, homophoben Feind”
“Wir kämpfen gegen einen tyrannischen, homophoben Feind”, sagt der ukrainische LGBTI-Aktivist Viktor Pilipanko der israelischen Zeitung Israel Hayom: “Das ist unser Krieg, jener der Ukrainer, aber wir kämpfen auch als LGBTQ-Personen, und ich bin mir sicher, dass das die Kameraden in Kharkiv auch verstehen”, betont er.
Und Pilipanko und seine Kolleg:innen sind nicht die einzigen queeren Menschen, die sich mit Waffen gegen den Einmarsch der Russen wehren. Dem Online-Magazin The Daily Beast erklärte die LGBTI-Aktivistin Veronika Limina, dass sie queeren Ukrainer:innen Grundtechniken im Kampf und Erster Hilfe beibringe: “Ich bin wütend – wir werden Putin töten”, sagte sie.
Für die LGBTI-Community in der Ukraine geht es um alles
Für die queere Comminuty in der Ukraine geht es um das nackte Überleben: Nach Informationen des US-Außenministeriums hat Russland eine Liste mit Personen erstellt, die nach einer erfolgreichen Okkupation der Ukraine verhaftet oder getötet werden sollen – darunter auch LGBTI-Menschenrechtsaktivist:innen.
Sollte Russland die Ukraine einnehmen, würden auch die zarten Fortschritte, die die Community in den letzten Jahren erreicht hat, wieder zunichte gemacht werden. Stattdessen würde wahrscheinlich – wie bereits in den separatistischen Gebieten von Donezk und Luhansk – unter anderem das Gesetz gegen “Homo-Propaganda” auch in der Ukraine eingeführt werden.
Charkiw wird von russischen Truppen weiter beschossen
“Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder verteidigen wir unser Land und es wird Teil der freien Welt, oder es wird keine Freiheit und keine Ukraine mehr geben”, bringt es Andrii Krawchuk von der LGBTI-Organisation Nash Svit Center auf den Punkt.
Mittlerweile wird Charkiw von russischen Truppen weiter bombardiert. Die 1,4 Millionen Einwohner:innen zählende Stadt ist nur 50 Kilometer von der russischen Grenze entfern. Allein gestern sollen nach Luftattacken mindestens 47 Zivilist:innen gestorben sein. Die Stadt hat keinerlei militärische Ziele, ist aber aus strategischen Gründen für Putins Truppen wichtig.