
Ein Gericht in Chimki bei Moskau hat die offen lesbische US-Basketballerin Brittney Griner am Donnerstag zu neun Jahren Haft und einer Geldstrafe in der Höhe von einer Million Rubel, umgerechnet etwa 16.000 Euro, verurteilt. Offiziell wegen Drogenbesitzes – doch Beobachter gehen davon aus, dass die 31-Jährige ein Faustpfand Putins für Verhandlungen mit den USA sein soll.
Wegen ihres Cannabis-Öls wurde Griner im Februar festgenommen
Griner wurde am 17. Februar, eine Woche vor der russischen Invasion in die Ukraine, am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen. In ihrem Gepäck haben Sicherheitskräfte 0,5 Gramm Cannabis-Öl gefunden, das ihr in den USA wegen chronischer Schmerzen von ihrem Arzt verschrieben wurde. Doch auch das ist in Russland illegal.
Vor einem Monat bekannte sich die 2,05 große Basketballerin schuldig, das Öl aus Versehen nach Russland mitgenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb neuneinhalb Jahre Haft für die Basketballerin gefordert, ihre Verteidigung einen Freispruch. Die zweifache Olympia-Siegerin sitzt mittlerweile seit fünf Monaten in Untersuchungshaft. Griners Verteidigung will gegen das Urteil berufen.
Für die USA ist die Verurteilung ein politisches Urteil
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat die sofortige Freilassung für die Basketballerin gefordert. „Heute hat die amerikanische Staatsbürgerin Brittney Griner eine Haftstrafe erhalten, die uns daran erinnert, was die Welt schon wusste: Russland hält Brittney zu Unrecht fest“, so eine Stellungnahme Bidens, die nach der Verurteilung veröffentlicht wurde.
Der US-Präsident appellierte an Moskau, die Sportlerin sofort freizulassen, „damit sie bei ihrer Ehefrau, ihren Angehörigen und ihren Freunden und Mitspielerinnen sein kann“. Schon in den letzten Monaten hatte die US-Regierung keinen Zweifel daran gelassen, dass Griner ihrer Meinung nach aus politischen Gründen inhaftiert sei.
Russland hat seine Bereitschaft zu einem Austausch angekündigt
Eine lange Haftstrafe für Griner war erwartet worden, da Berichten zufolge Russland mit den USA über einen Gefangenenaustausch verhandeln soll: Die 31-Jährige und der ehemalige US-Soldat Paul Whelan sollen dabei gegen den russischen Waffenhändler Viktor But ausgetauscht werden, der 2011 in New York zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Russland soll in diesem Zusammenhang auch von Deutschland die Freilassung des „Tiergartenmörders“ Vadim K. fordern.
Außenminister Sergej Lawrow hat bereits gemeint, Moskau sei „bereit, über das Thema zu sprechen“. Allerdings müsse dafür ein direkter Kommunikationskanal zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Biden eingehalten werden, der zwischen beiden vereinbart worden sei.