Donnerstag, 28. März 2024
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„Homo-Propaganda“: Ungarn ermittelt wegen Kinderserie gegen Netflix

Nach Beschwerden wurde die Medienbehörde aktiv

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Seit letztem Jahr ist in Ungarn ein Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ in Kraft. Nun ermittelt die staatliche Medienbehörde NMHH gegen Netflix. Das berichtet das Portal Politico [icon name=“arrow-up-right-from-square“ prefix=“fas“]. Denn in einer Zeichentrickserie des US-Streamingdienstes küsst ein Mädchen ein anderes.

Wenn ein Mädchen in einer Zeichentrickserie ein anderes küsst, ist das in Ungarn ein Skandal

Konkret geht es um die Kinderserie „Jurassic World: Neue Abenteuer“, die im ungarischen Netflix für Kinder ab sieben Jahren freigegeben ist. In der Animationsserie geht es um Teenager:innen, die auf der Jurassic-Park-Insel campen und dabei Abenteuer mit den entkommenen Dinosauriern erleben.

In der Serie gibt es jede Menge Küsse, welche die ungarische Medienbehörde nicht beanstandet. In einer Folge geben sich aber die beiden Figuren Yaz und Sammy einen Kuss – zwei Mädchen. Das könnte gegen das im Juni 2021 beschlossene Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ verstoßen, vermutet die NMHH.

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„Mehrere Beschwerden“ – doch was passiert, ist unklar

Nachdem es „mehrere Beschwerden“ gegeben habe, wurde eine Untersuchung eingeleitet, erklärt die Behörde in einer Aussendung. Man sei verpflichtet, jeder Beschwerde nachzugehen, so die Behörde weiter. Bei einer Verurteilung müsste die ungarische Medienbehörde ihre niederländischen Kollegen informieren, die für Netflix in Europa zuständig ist.

Wie diese reagiert, ist allerdings nicht ganz klar – sie wollte auf Anfrage von Politico keinen Kommentar zu dem Fall abgeben, genauso wie Netflix selbst.

Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ sorgt in der EU für harsche Kritik

Mit dem umstrittenen Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ verbietet Ungarn nach russischem Vorbild, dass Minderjährige Informationen über nicht-heterosexuelle oder nicht-cisgeschlechtliche Lebensformen bekommen. Die EU-Kommission will Ungarn wegen dieses Gesetzes vor dem Europäischen Gerichtshof klagen.

Das Gesetz ist eine der Maßnahmen des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, sich auf Kosten sexueller Minderheiten als Verteidiger „traditioneller“ Werte zu inszenieren. So ist es auch trans Menschen unmöglich gemacht, ihr Geschlecht amtlich anzupassen. Vor US-Konservativen hatte Orbán zuletzt getönt, man brauche „weniger Drag Queens und mehr Chuck Norris“.

Im letzten Jahr hatte die ungarische Medienbehörde wegen des Gesetzes 84 Beschwerden bekommen, dieses Jahr waren es zwölf. Einen Schuldspruch hat es bis jetzt aber noch nicht gegeben. 

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