Mit seinem Buch „Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan“ hat der französische Autor Frédéric Martel vor drei Jahren für Schlagzeilen gesorgt: Vier von fünf Priestern im Vatikan seien schwul, schrieb er damals, und je homophober sich ein Geistlicher gibt, umso größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass er selbst schwul sei. Das Buch wurde mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt und ist in mehr als 20 Ländern erhältlich.
„La question gay“ als gesellschaftspolitisches Thema
Nun hat Martel ein neues Buch geschrieben. „Fiertés et Préjugés – La question gay“ („Stolz und Vorurteil – Die Schwulenfrage“) ist im März in Frankreich erschienen, nun präsentiert er die deutschsprachige Ausgabe druckfrisch in Wien.
Das Buch sieht die Schwulenfrage als roten Faden, der einige große Phänomene der Moderne verbindet – von der sexuellen Befreiung über Feminismus, veränderten Lebensstile oder dem Kampf gegen AIDS bis zur Ehe für alle.
Von einem moralischen Thema sei Homosexualität zu einem gesellschaftlichen Thema geworden, so Frédéric Martel: Innerhalb von fünfzig Jahren sind ist die Gesellschaft von der Kriminalisierung der Homosexualität zur Kriminalisierung der Homophobie gekommen.
AGPRO holt den prominenten Autor nach Wien
Möglich macht diese kleine literarische Sensation die AGPRO, Österreichs Business-Vereinigung für schwule und bisexuelle Männer. Sie hat Martel nach Wien eingeladen. Am 7. September wird er sein neues Buch zunächst Journalist:innen in der Buchhandlung Löwenherz vorstellen, am Abend ist er in der monatlichen AGPRO Lounge zu Gast.
Leidenschaftliche Diskussionen scheinen vorprogrammiert. Frédéric Martel ist Soziologe und seit 2020 Professor an der ZHdK Universität Zürich, wo er einer der Leiter des Zurich Center for Creative Economies (ZCCE) ist.