Freitag, 19. April 2024
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Nach Anschlag in Bratislava: Nun spricht der Besitzer der Bar

"Für uns war das Tepláreň eine Heimat"

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Es ist ein Anschlag, der die Slowakei lange bewegen wird: Am Donnerstag gegen 19.00 Uhr erschoss ein 19-Jähriger vor einer beliebten queeren Bar Tepláreň in der Altstadt von Bratislava Juraj V. und Matúš H., die auf einer Bank vor der Bar saßen, und verletzte Radka, eine Mitarbeiterin der Bar. 

„Ein Ort, wo wir uns trafen, wo wir uns sicher fühlten“

„Für uns war das Tepláreň eine Heimat. Ein Ort, wo wir uns trafen, wo wir uns sicher fühlten, wo unsere Kund:innen zu Freund:innen wurden, wo wir wie eine Familie waren“, sagte Roman Samotný, Besitzer des Cafés, sichtlich bewegt auf einer Pressekonferenz.

Gegenüber der Tageszeitung SME wurde er deutlicher: “Matúš und Juraj saßen nur da und tranken Limonade. Es war eine kaltblütige Hinrichtung”, so Samotný: „Sie waren junge Leute, die ihr Leben noch vor sich hatten. Sie waren zart, verletzlich. Sie hofften, dass sie in diesem Land leben und respektiert werden könnten, aber sie bekamen keine Chance.“

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„Matúš und Juraj saßen nur da und tranken Limonade“

„Sie hatten viele Pläne, Matúš studierte Chinesisch, Juraj arbeitete. Alles das ist weg“, erinnert sich Tepláreň-Wirt Samotný: „Die Opfer haben nichts falsch gemacht, sie saßen auf einer Bank. Sie starben nur, weil sie geboren wurden.“

Was ihn besonders schockiert: Die Tat war kein spontanes Verbrechen. “Der Täter hat etwa 40 Minuten in der Nähe des Geschäfts gewartet und acht Mal geschossen. Ich bin entsetzt über die offensichtlich lange geplante Tat”, ist er noch immer entsetzt. 

Schon zuvor gab es Drohungen und queerfeindliche Vorfälle

Es ist nicht das erste Mal, dass das Café Tepláreň im Herzen der Altstadt von Bratislava den Hass gegen sexuelle Minderheiten spürt: “Es gibt Drohungen in sozialen Netzwerken, sie spucken auf unsere Tür, sie reißen den Regenbogenaufkleber von der Tür ab”, erzählt Samotný. Doch der Mord an zwei seiner Gäste ist eine neue Dimension.

Und er fügt hinzu: “Es ist ein Angriff auf die Slowakei, auf jeden von uns. Wir hatten lange Angst, dass so etwas passieren würde. Ich fordere die Gesellschaft daher auf, nicht zu schweigen, um eine Verschlechterung unserer Situation zu verhindern.”

Vor allem den konservativen Ministerpräsident Eduard Hager kritisiert der Wirt diesbezüglich: „Es ist die Pflicht des Ministerpräsidenten und eines Christen, Stellung zu beziehen und alles zu tun, damit sich so etwas nicht wiederholt. Er muss handeln. Er muss das Vokabular von Regierungsmitgliedern stoppen, die mit ihren Worten aktiv zu dieser Situation beigetragen haben und Blut an den Händen haben“, macht er seine Position klar.

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