Freitag, 19. April 2024
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Jubelmeldungen nach Katar-Besuch: Deutsche Innenministerin Faeser in der Kritik

LSVD fordert die Bundesregierung auf, die Fußball-WM zu boykottieren

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In die Kritik geraten ist die deutsche Innenministerin Nancy Faeser nach ihrem Besuch nach Katar. Die Sozialdemokratin wollte mit ihrer Reise “nicht die Sportler mit politischen Themen belasten” und empfahl queeren Fußballfans “guten Gewissens” eine Reise ins Emirat. Nun wirft ihr der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) vor, Menschenrechtsverletzungen gegen sexuelle Minderheiten in dem arabischen Kleinstaat zu verharmlosen. 

Nach einem Termin mit dem Premier meinte Faeser, queere Menschen könnten „guten Gewissens“ nach Katar reisen

Faeser war nach Katar gereist und hatte dort vom Premierminister Katars bei einem nicht-öffentlichen Gespräch eine Zusage für die Sicherheit aller anreisenden Fußballfans bekommen. “Alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben, müssen bei der WM sicher sein: Jeder Fan muss sich frei und ohne Angst bewegen können”, erklärte die deutsche Innenministerin bei ihrer Abreise. Doch öffentlich wiederholen wollte der Premier dieses Versprechen nicht. 

Danach sagte die SPD-Politikerin, sie könne Lesben und Schwulen “guten Gewissens” eine Reise zur Fußball-WM nach Katar empfehlen. Ihre frühere Kritik an der Menschenrechtssituation relativierte die Ministerin vor Ort offenbar. Sie “drückte ihr Bedauern über ihre jüngsten Äußerungen zur Rolle Katars als WM-Gastgeber aus”, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur QNA. 

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Fassungslosigkeit beim LSVD

Beim LSVD sorgen diese Aussagen für Fassungslosigkeit. “Innenministerin Faeser verharmlost und ignoriert dadurch die wiederholten Menschenrechtsverletzungen und die andauernde Kriminalisierung und Verfolgung von LSBTI* in Katar”, so LSVD-Sprecher Alfonso Pantisano. 

Er fragt sich auch, wie die Sicherheit queerer Besucher:innen in Katar garantiert werden solle und verweist darauf, dass der langjährige britische LGBTI-Aktivist Peter Tatchell bei einem Protest in Katar verhaftet wurde. Bei seiner Freilassung wurden ihm und seinem Begleiter nahegelegt, Katar schnellstmöglich zu verlassen. 

Es gebe in Katar nicht die „positive Entwicklung“, von der Faeser spricht

Letztendlich gehe es aber nicht nur um queere Besucher:innen der Fußball-Weltmeisterschaft, sondern auch um dort lebende Angehörige sexueller Minderheiten. So hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch letzte Woche zahlreiche Fälle von Misshandlungen dokumentiert – einige davon erst wenige Wochen alt. Man könne deshalb nicht von einer “positiven Entwicklung” sprechen, macht Pantisano klar. 

“Spätestens seit den olympischen Winterspielen in Russland ist klar: Wir sollten aufhören, das Märchen zu erzählen, dass Sportereignisse in totalitären Regimen zu mehr Demokratie führen!”, so der LSVD-Sprecher weiter. Faeser untergrabe mit ihren Handlungen und Aussagen das Versprechen der Bundesregierung, sich im In- und Ausland für Menschenrechte einzusetzen. 

Der LSVD fordert die Bundesregierung deshalb zu einem Boykott der “menschenverachtenden WM” in Katar auf. Das betrifft auch Faeser, die als zuständige Sportministerin beim ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan am 23. November vor Ort jubeln möchte. 

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